Zusammenfassung
Mit den Wahlen in Südafrika vom 27.–29. April 1994 erreichte die Entwicklung in diesem Land und in der Region des Südlichen Afrika einen epochalen Einschnitt. Die Machtübernahme durch eine Regierung der Nationalen Einheit unter der Führung von Nelson Mandela markierte das Ende der Ära der Apartheid. Zugleich stand dieses Ereignis am Ende einer mehrjährigen Übergangsphase in der Entwicklung des Südlichen Afrika, in deren Verlauf die grundlegenden Rahmenbedingungen der Konfliktkonstellation in der Region sich verändert hatten:
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International kam mit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa der Ost-West-Konflikt zu einem Abschluß. Er hatte sich im Südlichen Afrika namentlich in Angola ausgewirkt, als es dort kurz vor und nach der Unabhängigkeit zu einer Internationalisierung des Konflikts kam und sich zeitweise Truppen aus Südafrika (anfangs mit stillschweigender Rückendeckung der USA) und Kuba (mit logistischer Unterstützung der Sowjetunion) unmittelbar bekämpften. Vor allem aber diente der weißen Regierung am Kap die apokalyptische Bedrohungsperzeption eines „total onslaught“ (totaler Anschlag) durch den Weltkommunismus als Rechtfertigung für ihre aggressive Politik im eigenen Land wie in der ganzen Region.
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Regional stellte die Regierung Südafrikas Ende der 80er Jahre ihre Destabilisierungspolitik ein, die fast ein Jahrzehnt lang die Konflikte im Südlichen Afrika, insbesondere in Angola und Mosambik, geprägt hatte. Damit war eine wesentliche Voraussetzung für friedliche Konfliktregelungen geschaffen. Wie stark die unterschiedlichen Ebenen der regionalen Konfliktkonstellation zusammenwirkten, zeigt die Tatsache, daß die Neuorientierung der südafrikanischen Politik zum einen durch das Ende des Kalten Kriegs und zum anderen durch die Ablösung des unnachgiebigen Präsidenten P.W. Botha durch F.W. de Klerk begünstigt wurde.
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Mit dem Ende der Apartheid in Südafrika wurde die grundlegende Konfliktursache im gesamten Südlichen Afrika — die institutionalisierte Rassendiskriminierung im Apartheidstaat — beseitigt, die seit Jahrzehnten der Polarisierung zwischen der schwarzen Mehrheit und der weißen Minderheit zugrundegelegen hatte, in Südafrika wie im Südlichen Afrika insgesamt. Interne wie externe Faktoren hatten die Apartheidregierung in die Enge gedrängt. Vor diesem Hintergrund setzte die Freilassung Nelson Mandelas durch die Regierung de Klerk im Februar 1990 den Prozeß in Gang, der zur endgültigen Beseitigung der Apartheid führte und mit der erfolgreichen Durchführung der Wahlen vom April 1994 zum Abschluß gebracht wurde.
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Meyns, P. (2000). Regionale Konflikte im Südlichen Afrika — Ursachen, Verläufe, Lösungen. In: Konflikt und Entwicklung im Südlichen Afrika. Grundwissen Politik, vol 27. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95192-2_2
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