Zusammenfassung
In beiden deutschen Staaten gibt es eine institutionalisierte und organisierte “Jugendhilfe”. Das Wort bezeichnet allerdings nicht mehr die gleichen Sachverhalte, sondern weist auf deren gemeinsame Vergangenheit hin. Die Jugendhilfe in der Bundesrepublik Deutschland steht nach wie vor in der deutschen Jugendhilfetradition: insbesondere mit ihrem breiten Aufgabenspektrum — von der Kinder-, Jugend- und Elternbildung bis hin zu individuellen Erziehungs- und Gerichtshilfen — und mit ihrer zweigeteilten Organisation nach staatlichen Trägern einerseits und nach “freien” Trägern andererseits. Demgegenüber ist die Jugendhilfe in der Deutschen Demokratischen Republik ein Teilbereich des staatlichen Volksbildungswesens. Sie soll auf negativ bewertete Verhaltensweisen einzelner Kinder und Jugendlicher sowie auf defizitär eingeschätzte Erziehnngs- und Lebensverhältnisse in einzelnen Familien korrigierend einwirken. Im folgenden werden zunächst die historischen Grundzüge und das gegenwärtige Konzept der Jugendhilfe in der Deutschen Demokratischen Republik kurz beschrieben, interpretiert und mit kritischen Anmerkungen versehen. Daran schließen sich einige vergleichende Überlegungen zur Jugendhilfe in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland an, die an den Organisations- und Interventionsstrukturen ansetzen.
Der folgende Text ist eine Überarbeitung und Ausweitung des Beitrages des Verfassers, der 1988 unter dem Titel “Jugendhilfe in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland” innerhalb der Schriftenreihe der Fachhochschule Frankfurt am Main erschienen ist (Hoffmann 1988).
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Hoffmannn, J. (1990). Jugendhilfe in beiden deutschen Staaten. In: DDR-Jugend. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93750-6_15
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