Zusammenfassung
Das Verfahren zur Setzung von Umweltstandards ist in Deutschland sehr viel weniger formalisiert als in den Vereinigten Staaten. In der Diskussion über die rechtlichen Anforderungen an Umweltstandards in der Bundesrepublik wird vielfach eine stärkere Formalisierung des Verfahrens vorgeschlagen. Der Beitrag untersucht, ob aus den Erfahrungen in den USA Lehren für die Verfahrensanforderungen und die anzulegenden materiellen Maßstäbe gezogen werden können.
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Literatur
Zum Begriff und zu den Erscheinungsformen von Umweltstandards siehe u.a. G. Winter: Umweltstandards, in: Grenzwerte, Düsseldorf 1986, S. 2; J. Salzwedel: Risiko im Umweltrecht, in: Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht, (1987), S. 276; ders: Technische Regeln als Instrument für den Umweltschutz, in: Umwelttechnik für Juristen, St. Augustin 1989, S. 15.
Das einzige Beispiel in Deutschland ist § 2 Abs. 1 Benzinbleigesetz (BGB1. III 2129–5).
Z.B. die nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) erlassenen Rechtsverordnungen, wie die Kleinfeuerungsanlagenverordnung (BGB1. I 1988, S. 1059 ).
Verwaltungsvorschriften nach § 7a Wasserhaushaltsgesetz (WHG) oder § 48 BImSchG.
So z.B. die MAK-Werteliste der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Bereich des Arbeitsschutzes.
So beispielsweise die Regelwerke des Deutschen Instituts für Normung (DIN), des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) oder des Bundesverbandes Gas und Wasser.
Zu den rechtlichen Erscheinungsformen siehe F. Ossenbühl, in: Isensee und Kirchhof (Hrsg.): Handbuch des Staatsrechts. Band III, Tübingen 1983, S. 430f.
Rechtsverordnungen werden gemäß Artikel 80 Abs. 1 Grundgesetz (GG) von der Bundesregierung, einer Landesregierung oder einem Bundesminister auf Grund ausdrücklicher gesetzlicher Ermächtigung erlassen, wobei Inhalt, Zweck und Ausmaß der Ermächtigung im Gesetz bestimmt sein müssen. Rechtsverordnungen werden dogmatisch, wie die Gesetze, als “Rechtsnorm” angesehen.
Verwaltungsvorschriften sind historisch und dogmatisch verwaltungsinterne Handlungsanweisungen der Verwaltungsspitze an untergeordnete Behörden. Für ihren Erlaß bedarf es keiner gesetzgeberischen Ermächtigung. Anders als Rechtsverordnungen binden sie (theoretisch) weder Bürger noch Gerichte.
Siehe zusammenfassend P. Marburger: Die Regeln der Technik im Recht, München 1982; Ossenbühl, in: Handbuch des Staatsrechts. Band III, S. 429f.
Zu diesem Problemkreis siehe H.D. Jarass: Der rechtliche Stellenwert technischer und wissenschaftlicher Standards, in: Neue Juristische Wochenschrift, (1987), S. 1225ff; Ossenbühl, in: Handbuch des Staatsrechts. Band III, S. 429; E. Schmidt-Aßmann, in: Maunz et al. (Hrsg.): Kommentar zum Grundgesetz, Art. 19 IV, RandNr. 202ff. Zusammenfassend zu dieser Entwicklung R. Breuer: Gerichtliche Kontrolle der Technik, in: Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht, (1988), S. 104ff; W. Vallendar, in: Umweltrecht für Ingenieure, Umweltrecht für Juristen: Praktizierung von Luftemmissionswerten aus rechtlicher Sicht, St. Augustin 1989, S. 153ff.
Hierzu ist die wohl herrschende und auf Marburger, Regeln der Technik im Recht, zurückgehende Auffassung zu zählen, daß sog. “normkonkretisierende” Verwaltungsvorschriften als Umweltstandards verfassungsrechtlich möglich seien, während “normersetzende” Verwaltungsvorschriften (Umweltstandards) verfassungswidrig seien. Ob diesem formellen Unterschied auch nachprüfbare inhaltliche Unterschiede entsprechen, darf zumindest bezweifelt werden.
P. Badura: Gestaltungsfreiheit und Beurteilungsspielraum der Verwaltung, in: Festschrift für Otto Bachof, 1984, S. 176; Jarass, Der rechtliche Stellenwert, 5. 1229; A. Rittstieg: Die Konkretisierung technischer Standards im Anlagenrecht, Köln 1982, S. 210ff.; H.J. Papier, in: Bitburger Gespräche: Rechtskontrolle technischer Großprojekte, 1981, S. 98f.; M. Kloepfer: Rechtsschutz im Umweltschutz, in: Verwaltungsarchiv, (1985), S. 371, 396; Salzwedel, Risiko im Umweltrecht, S. 278; Sachverständigenrat für Umweltfragen, Umweltgutachten, Tz. 113ff.; vgl. auch F. Ossenbühl: Vorsorge als Rechtsprinzip im Gesundheits-, Arbeits-und Umweltschutz, in: Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht, (1986), S. 161, 167; J. Salzwedel, Dokumentation zum Statusseminar der AGU, S. 52ff.
Vgl. Badura, Gestaltungsfreiheit, S. 176; Jarass, Der rechtliche Stellenwert, S. 1229; Rittstieg, Konkretisierung technischer Standards, S. 210ff; H.J. Papier: Rechtskontrolle technischer Rechtsschutz im Umweltschutz, in: Verwaltungsarchiv, (1985), S. 371, 3%; Salzwedel, Risiko im Umweltrecht, S. 278; Sachverständigenrat für Umweltfragen, Umweltgutachten, Tz. 133ff.
Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts Bd. 72, S. 300, 319; dazu H.W. Rengeling: Anlagenbegriff, Schadensvorsorge und Verfahrensstufung im Atomrecht, in: Deutsches Verwaltungsblatt, (1986), S. 265, 269f.; vgl. schon vorher: Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Bd. 69, S. 37 (45); VGSchleswig, Neue Juristische Wochenschrift, (1980), S. 12%; OVG Lüneburg DVBL. 1985, S. 1322. In diesem Sinne hat sich auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen im Umweltgutachten 1987, Tz. 113ff. geäußert.
L. Gündling: Risiko im Umweltrecht, Ein vergleichender Blick in das Recht der USA, in: Dokumentation zur 10. Fachtagung der Gesellschaft für Umweltrecht, Berlin 1986, S. 98ff.; R. Giebeler: Verfahren und Maßstäbe bei der Setzung von Umweltstandards in den USA, Berlin 1991, S. 19ff.
Siehe dazu die Präambel des Gesetzes 33 U.S.C. § 1251; für umfassende Darstellungen des Gesetzes siehe W. Rodgers: Benefits, Cost 256 Rolf Giebeler and Risks: Oversight of Health and Environmental Decisionmaking, in: Environmental Law, vol. 1 (1980).
R.M. Hall: The Evolution of EPA’s Program to Control the Discharge of Toxic Pollutants, in: Natural Resources Lawyer, vol. 10 (1977), S. 507.
M. Rothstein: Substantive and Procedural Obstacles in OSHA Rule making, in: Boston College Journal of Environmental Affairs, vol. 12 (1985), S. 627, 628.
Industrial Union Departments, AFL-CIO v. American Petroleum Institute, 448 U.S. 607 (1980).
Vgl. NRDL v. EPA, 824 FZd 1152; vgl. auch: K. Starr: Judical Review in the Post-Cherron Era, Yale Journal on Regulation, vol. 3 (1985), S. 283.
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Giebeler, R. (1992). Zur Setzung von Umwelt- und Gesundheitsstandards — Anmerkungen zu möglichen Defiziten in Deutschland und Verfahren und Maßstäben in den USA. In: Jakobeit, C., Sacksofsky, U., Welzel, P. (eds) Die USA am Beginn der neunziger Jahre. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93661-5_14
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