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Abstraktionshierarchie eines therapierelevanten gestalttheoretischen Konstrukts „Persönlichkeit“

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Gestalttheorie und Psychotherapie
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Zusammenfassung

Im Rahmen der Gestalttheorie ist der allgemeinste Begriff für ein Konstrukt zur Erfassung der menschlichen Persönlichkeit zweifellos die „Tendenz zur guten Gestalt“ (zur Differenzierung vgl. I). Schon 1933 zählt Helson (Hofstätter, 1957, S. 151) 114 Gestaltgesetze auf, in denen sich diese allgemeine Tendenz konkret manifestiert (vgl. den Versuch einer Systematisierung solcher Gesetzmäßigkeiten in I; vgl. hier in II, 2.3); die meisten von ihnen beziehen sich — entsprechend dem damaligen Forschungsschwerpunkt der Gestalttheorie -auf die optische Wahrnehmung des Menschen, ließen sich aber zumeist ebenso im Bereich des Denkens, des Gedächtnisses, des Lernens und des Fühlens nachweisen. In allen Bereichen handelt es sich um das Phänomen, daß (optisch oder mit anderen Sinnen) wahrgenommene Gegebenheiten stets in Relation zu Wahrnehmungs-, Denkoder Fühl-Gestalten erkannt oder bewertet werden, die durch formale Kriterien der Ordnung (d.h. auch: der Sinnhaftigkeit) ausgezeichnet sind (vgl. S. 25).

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Literatur

  1. Als spezifischen Vorteil des Konstrukts „Lebensraum“ vermerkt Hege (1974): „Im Gegensatz zum analytischen Modell ist die Konfliktbeschreibung nicht an den Neurose- und Krankheitsbegriff gebunden. Konflikthaftes Verhalten ist nicht mit dem Stigma des ‚Abweichenden‘ belastet“ (S. 31).

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  2. Hier soll auch die Auffassung Lewins angeführt werden, daß „gelingt eine Klärung des feldtheoretischen Gleichzeitigkeitsprinzips, so müßte das, meine ich, dem gegenseitigen Verständnis der verschiedenen psychologischen Schulen manchen Nutzen bringen“ (1963, S. 88).

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  3. Die Gestalttheorie ist, wie Metzger betont (ebenso wie die Systemtheorie), eine Feldtheorie. Für Systemtheorie und Gestalttheorie gilt die Felddefinition Einsteins. „Und man kann nicht sagen, daß Lewin von der Gestalttheorie zu einer Feldtheorie ‚übergegangen‘ sei und sich von jener ‚absetze‘ oder ‚entferne‘“ (Metzger, 1975, S. 322).

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  4. Vgl. dazu die Erörterung der „Tendenz zur guten Gestalt“ als Konstrukt und als konkretes Gestaltgesetz; einmal handelt es sich um ein Gesetz mit hohem theoretischem Anspruch, zum anderen um ein Gesetz, dessen Wirksamkeit entscheidend vom Kontext bestimmt wird, etwa: Wenn der Faktor der Nähe vorherrschend ist, dann wird diese oder jene bestimmte Gestalt in der Wahrnehmung verwirklicht werden — tritt jedoch der Faktor der Gleichartigkeit gleich stark in Erscheinung, dann wird diese oder jene andere bestimmte Gestalt verwirklicht werden usw.

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  5. Daran anknüpfend läßt sich ausmalen, welche Konsequenzen es für die Weiterentwicklung einer Wissenschaft hat, wenn auf der Grundlage einer Fiktion geforscht wird, etwa der Fiktion eines abstrakten, von der konkreten, gegenwärtigen Wirklichkeit der aufeinanderbezogenen Fakten losgelösten Gesetzesbegriffes.

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  6. Hier sei eine Feststellung Lewins zitiert, welche die von ihm immer wieder mit Schärfe betonte Notwendigkeit, daß ein systematischer Begründungszusammenhang (ein psychologisches Feld) nur von zu einem gegebenen Zeitpunkt gleichzeitig existierenden Einzeltatsachen gebildet werden kann, unter mathematisch-topologischen und praktischen Gesichtspunkten wieder relativiert. Diese Feststellung lautet: „Eine Methode, welche die Eigenschaften einer Situation (S) durch ihre Überprüfung zum Zeitpunkt t bestimmt, vermeidet die Unsicherheit historischer Schlußfolgerungen. Daraus folgt aber keineswegs, daß eine solche Methode jede zeitliche Betrachtungsweise über Bord wirft. Eine ‚Situation zu einer gegebenen Zeit‘ ist in Wirklichkeit nicht eine Situation ohne zeitliche Dauer, sondern stellt eine bestimmte Periode dar. Diese Tatsache ist für die Psychologie von großer theoretischer und methodischer Bedeutung“ (S. 92; vgl. auch P. B. de Mare, 1972, S. 155). Schon das Beispiel der Melodie veranschaulicht diesen Sachverhalt (vgl. I, S. 13).

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  7. Lewin erläutert zum Beispiel einen Begriff aus der Lerntheorie, einen Grundbegriff der Theorie vom bedingten Reflex — den der Auslöschung -, im Zusammenhang mit seinem Hinweis auf die Veränderung der Zeitperspektive im Zeitablauf und dem darin erfolgenden Erleben von Erfolg und Mißerfolg.

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  8. Man denke z. B. an den speziellen Fall der „Erwartung des Todes“. Natürlich „rechnet“ jeder, fragt man ihn danach, fest damit, daß er sterben wird; daß aber der genaue Zeitpunkt, die Todesart usw. unbestimmt bleiben, kann diese Erwartung dennoch relativ irreal werden lassen (Wolfgang Krege, 1977, mündlicher Hinweis; vgl. aber auch insbesondere die Untersuchungen von Wohlford, 1964;Dickstein und Blatt, 1966;Kastenbaum, 1963, 1966).

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  9. Hier nur der Hinweis: Es kann therapeutisch sinnvoll sein, eine Technik zur Induzierung einer Verengung der Zeitperspektive einzusetzen, etwa die sogenannte Marathon-Technik: Eine Marathon-Gruppe bleibt 24 Stunden oder länger bei wenig Schlaf zusammen (vgl. Däumling, Fengler, Nel-lessen, Svensson, 1974, S. 236 ff., wo auch Sinn und Zweck solchen Vorgehens genauer erörtert werden).

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  10. Die „Hauptuntersuchung“ einer Handschrift beginnt Klages mit der Bestimmung der „Dominanten“; das sind die ausgeprägten Schriftmerkmale, z. B. „Verbundenheit“. Von den „Dominanten“ ausgehend ermittelt er die auf niedrigerer Ebene zuzuordnenden Eigenschaften und gelangt in „,absteigender Linie‘ des Untersuchungsganges“ zu einem „Charakterbild“ (1936,16. Aufl., S. 178 ff.).

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  11. In der Therapiesituation ist entscheidend, daß solches Fragen nicht zum Selbstzweck wird, sondern veränderungsaktivierende Bedeutung für den Klienten gewinnt (vgl. III).

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  12. „Es scheint wichtige Individualunterschiede im Grad der strukturalen Einheitlichkeit der Person zu geben. Bei einigen Individuen sind anscheinend ein oder einige Bedürfnisse mächtig genug, um die anderen Bedürfnisse zu unterdrücken. In diesem Fall kann man auf ein verhältnismäßig hohes Spannungsniveau schließen. Eine ziemlich andere Art von Einheitlichkeit der Person ergibt sich, wenn eine Anzahl Häupter von ungefähr gleichem Einfluß auf eher demokratische Weise organisiert sind. Hier wird die Spitze einer hierarchischen Struktur von einer Gruppe von Häuptern gebildet, die in einem die Politik bestimmenden Teil (H) des Ganzen zusammengeschlossen sind. Betrachtet man dieses H als eine Region, so ist der Einheitlichkeitsgrad des Ganzen hoch, obwohl es innerhalb des Ganzen keine allmächtige Einzelzelle gibt. Harmonische und leicht bewegliche Personen haben vielleicht eine innere Struktur von dieser Art“ (1963, S. 361).

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  13. Diese graphische Darstellung soll hier lediglich der Veranschaulichung eines speziellen Aspekts dienen. Daß sie fragwürdig wird, sobald ihr übergreifende Bedeutung im Rahmen einer mathematisch-topologischen Darstellung der Person und ihrer Beziehung zur transphänomenalen Umwelt beigemessen wird (vgl. Graefe, 1961), soll nicht bestritten werden. Ein solcher Anspruch rechtfertigt kritische Anmerkungen wie die Graefes, der aufzeigt, daß diese graphische Darstellung bestenfalls einem Ausschnitt von Lewins Konzeption des Lebensraums gerecht wird.

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  14. Lewin selbst verfällt im Zusammenhang mit der Bewertung der Ergebnisse Zeigarniks einem angesichts seiner sonst bemerkenswerten wissenschaftstheoretischen Sorgfalt ungewöhnlichen Fehler, indem er den Zeigarnik-Quotienten (der ja nur ein Mittel zur Darstellung eines komplexen Sachverhaltes ist) im Sinne des sogenannten „Modellfehlers zweiter Art“ überinterpretiert. „‚Ein Fehler erster Art‘ liegt vor, wenn Aspekte eines Prototyps, die unter der zum Modell führenden Fragestellung relevant sind,

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  15. Hier läßt sich differenzieren zwischen dem Ziel, daß äußere und innere Regionen (Person und Umwelt) gegeneinander durchlässiger werden, und dem Ziel, daß die zentralen Regionen (der Person) sich besser durchdringen. Als Mittel zur Erreichung beider Ziele läßt sich die Marathon-Methode (vgl. Anmerkung S. 102) einsetzen, ebenso aber andere Hilfsmittel, die „Wogen affektiver Spannung“ auslösen und „Grenzen“ beseitigen.

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  16. In diesem Reflexionsrahmen gewinnt der Begriff „Verdrängung“ wieder neue Anschaulichkeit: indem er nämlich im Kontext von Begriffen wie „Kraft“ und „Spannung“ verwandt wird.

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  17. Einen ausgesprochen schwachen Punkt in der empirischen Untermauerung entscheidender Gesichtspunkte des Konstrukts „Lebensraum“ stellen — wie erwähnt — die Untersuchungen Zeigarniks dar, die Lewin leider allzusehr überbewertet.

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Walter, HJ. (1985). Abstraktionshierarchie eines therapierelevanten gestalttheoretischen Konstrukts „Persönlichkeit“. In: Gestalttheorie und Psychotherapie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93521-2_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93521-2_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12621-0

  • Online ISBN: 978-3-322-93521-2

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