Zusammenfassung
Die meisten Bevölkerungs- und Arbeitsmarktprognosen kommen zu dem Ergebnis, daß -beginnend etwa mit dem Jahr 2010- eine starke Zunahme des Anteils der älteren Bevölkerung und ein Rückgang des Arbeitskräftepotentials in Deutschland zu erwarten ist. Trotz der generellen Veränderungen in der Struktur von Wirtschafts- und Arbeitswelt (technologische Revolution, Ökologisierung, Globalisierung) könnten also schon bald, als mögliche Option zur Abfederung von Arbeitskräftemangel und um die Folgen der demographischen Entwicklung für die sozialen Sicherungssysteme auszugleichen70, Zuwanderungen (auch von Erwerbspersonen) notwendig werden. Durch die Freizügigkeit innerhalb der EU kann der mögliche Arbeitskräftebedarf nicht aufgefangen werden, da in allen europäischen Länder eine ähnliche demographische Entwicklung zu erwarten ist, die wirtschaftliche Konvergenz im Zuge der europäischen Währungsunion zunehmen und damit ökonomische push-Faktoren für Migrationen abnehmen dürften. Es ist daher absehbar, daß zukünftig vermehrt Zuwanderungen auch aus Nicht-EU-Ländern notwendig werden. Derzeit wird die innenpolitische Diskussion hingegen immer stärker von der Abwehr unerwünschter Zuwanderung geprägt.
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Literatur
Die Finanzierungsprobleme der sozialen Sicherung lassen sich durch Zuwanderung zumindest dann verringern, wenn die Arbeitsmarktintegration der Zugewanderten gewährleistet ist und sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Natürlich nehmen Zugewanderte auch Leistungen der sozialen Sicherung -bei der Renten- und Pflegeversicherung zeitversetzt- in Anspruch. In einer ökonomischen Kosten-Nutzen-Rechnung müssen allerdings auch die im Zusammenhang mit der Integration entstehenden Kosten berücksichtigt werden.
So auch das Fazit von Wagner (1996), 90.
Esser folgt hier seinem bereits 1980 vorgestellten Konzept der “ethnischen Unterschichtung”, daß also ausländische Arbeitsmigranten quasi die deutsche Arbeiterschaft unterschichtet und eine “neofeudale Absetzung” der Einheimischen nach oben stattgefunden habe (vgl. Esser 1980, 130); das Konzept der “neofeudalen Absetzung”auch schon bei Hoffmann-Nowotny (1973).
Substitutionseffekte treten auf, wenn Zuwanderer aufgrund ihrer Qualifications- und Beschäftigungsstruktur Einheimische ersetzen, Komplementaritätseffekte, wenn sie ergänzend tätig sind (z.B. Hilfskräfte komplementär zu Fachkräften).
Es ist auch schon der Versuch gemacht worden, die Kosten der Nichtintegration ausländischer Zuwanderer zu quantifizieren und den entstehenden Integrationskosten gegenüberzustellen. Danach würden zukünftig etwa 50 bis 80 Milliarden (Mrd.) zusätzliches Sozialprodukt jährlich zu erwarten sein, wenn Zuwanderer optimal integriert wären. Bundesweit würden so jährlich 20 bis 35 Mrd. DM zusätzlicher Steuern und Sozialbeiträge zu erwarten sein. Dem ständen Integrationskosten von etwa 13 bis 23 Mrd. DM gegenüber, so daß sich ein fiskalischer Verlust bei Nichtintegration in Höhe von etwa 7 bis 12 Mrd. DM ergebe; vgl. RWI/Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster (1996).
Hierzu -aus der großen Zahl neuer Veröffentlichungen- z.B. die von K.J. Bade herausgegebenen Sammelbände “Die multikulturelle Herausforderung”, München 1996, und “Migration-Ethnizität-Konflikt: Systemfragen und Fallstudien”, Osnabrück 1996.
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Beger, KU. (2000). Soziale, ökonomische und kulturelle Folgen der Migration. In: Migration und Integration. Forschung Soziologie, vol 51. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93351-5_6
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