Durch den Einsatz eines handelsüblichen 3D-Druckers, eines speziellen Keramikpulvers und eines speziellen Klebstoffs ist es der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung gelungen, ein Knochenersatzgerüst aus Keramik herzustellen. Dazu wird das Keramikpulver Schicht für Schicht im Drucker aufgetragen, an vorher bestimmten Stellen entsprechend der gewünschten Struktur verklebt und zum Schluss bei circa 1000 Grad Celsius gebrannt.

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§ BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung

Grünling eines unter Einsatz von Klebstoff mittels 3D-Drucker hergestellten 3D-Gerüsts

Der so entstandene Keramikkörper besitzt zwei interessante Eigenschaften: Zum einen besteht er zu 60 Prozent aus Poren, zum anderen kann der Werkstoff vom Körper resorbiert zu werden. Die poröse Struktur ermöglicht den Zellen, in den Körper hineinzuwachsen. Das Material wird dann nach und nach vom Körper abgebaut. Abgeschaut haben die Wissenschaftler die Struktur in der Natur: bei Schwämmen oder bei Hirschgeweihen, die eine ähnliche Knochenstruktur aufweisen.

Die Forscher der BAM verfolgen mit dieser neuen Methode folgendes Ziel: Während einer Operation scannt der Arzt die schadhafte Stelle beim Patienten. Nach sofortiger Übertragung der Daten an einen Computer erfolgen die Berechnung des Ersatzteils und der unmittelbare 3D-Druck noch während der OP.

Noch befindet man sich am Anfang der Forschung. Der nächste Schritt ist die Messung der Löslichkeit der Keramikteile, bevor in einer weiteren Phase zusammen mit einem Kooperationspartner Zellzüchtungen durchgeführt werden.

Die Medizintechnik ist aber nur ein Anwendungsfeld der Keramikexperten. Auch in der Automobilindustrie werden zunehmend Keramikmaterialien eingesetzt, um Leichtbau bei gleichzeitig sehr festen Strukturen realisieren zu können. Derzeit wird an einer Norm gearbeitet, die regeln soll, wie viel Festigkeit ein keramisches Bauteil aufweisen muss, um nicht zu versagen.