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Biografische Erfahrungen und die Professionalität frühpädagogischer Fachkräfte. Theoretische und empirische Perspektiven auf ein ungeklärtes Verhältnis

Early childhood educators’ biographical experiences and professionalism. Theoretical and empirical perspectives on an unresolved relationship

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Zeitschrift für Grundschulforschung Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Im frühpädagogischen Fachdiskurs wird den biografischen Erfahrungen von Fachkräften und biografischen Selbstreflexionsprozessen Relevanz für das professionelle Denken und Handeln zugeschrieben. Dieser Zusammenhang ist jedoch empirisch noch wenig erforscht. In diesem Beitrag werden theoretische und empirische Perspektiven auf das Verhältnis von Biografie und Professionalität sowie Möglichkeiten und Grenzen der Selbstreflexion biografischer Erfahrungen in Professionalisierungsprozessen erörtert. An die Erkenntnisse und Befunde schließen Überlegungen an, die sich mit den Hoffnungen auf die Steigerbarkeit von Professionalität durch biografische Selbstreflexion kritisch auseinandersetzen.

Abstract

Despite few empirical studies, concrete ideas exist in the early years discourse about the nature of the interplay of the educator’s biography and professionalism. This paper provides an overview on theoretical and empirical perspectives regarding the concepts of biography, professionalism and biographical self-reflection and its interrelations. Against this backdrop, considerations follow that relate these insights to strategies to enhance professionalism, which are currently discussed in the early years discourse.

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Notes

  1. Auch die mikrotheoretischen Ansätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Verhältnis zu makrotheoretischen Strukturen konzeptualisieren.

  2. Oevermann unterscheidet diffuse und spezifische Sozialbeziehungen, die in der professionellen Beziehung bedeutsam werden (Parsons und Bales 1955). Erstere sind „Beziehungen zwischen ganzen Menschen, d. h. sie binden durch Reziprozität die Totalität der beiden Subjekte aneinander“ (Oevermann 2014, S. 38), während letztere Rollenträgern vorbehalten und durch spezifische Anforderungen bestimmt sind (vgl. ebd.). Die Rolle der professionell Tätigen ist somit vorrangig spezifisch, das Beziehungsverhalten der Klientin/des Klienten hingegen diffus charakterisiert.

  3. Diese bezeichnen sie auch als Habitus oder als Identität (vgl. ebd.).

  4. Insbesondere die autonome, gestaltende Seite des Subjekts wird bei der Rezeption Bourdieus vielfach vernachlässigt.

  5. Es konnten keine Hinweise auf weitere Publikationen in diesem Kontext gefunden werden.

  6. Die biografieanalytische Studie, die von 2013 bis 2016 an der Leibniz Universität Hannover durchgeführt wurde, ist durch ein grundlagentheoretisches Erkenntnisinteresse gekennzeichnet (Details in: Rothe 2017).

  7. Rosken (2009) bezieht sich auf den Aufbau von Diversity-Kompetenzen.

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Rothe, A., Betz, T. Biografische Erfahrungen und die Professionalität frühpädagogischer Fachkräfte. Theoretische und empirische Perspektiven auf ein ungeklärtes Verhältnis. ZfG 11, 285–300 (2018). https://doi.org/10.1007/s42278-018-0025-1

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