Was passiert eigentlich genau beim Alterungsprozess? Warum altern wir? Und wie bleiben Menschen möglichst lang gesund und fit? Tierexperimente z. B. am kurzlebigen Killifisch aus Afrika helfen Prof. Christoph Englert, Leibniz-Institut für Alternsforschung — Fritz-Lipmann-Institut in Jena, auf diese komplexen und spannenden Fragen Antworten zu finden.

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Anhand von Tierexperimenten etwa mit bestimmten kurzlebigen Fischarten versucht Prof. Englerts Forschungsgruppe herauszufinden, welche genetischen Programme und biochemischen Signalwege die Lebensspanne von Wirbeltieren steuern. „Es gibt sehr große Evidenz dafür, dass es allgemeine Alterungsprinzipien gibt, die etwa beim Fadenwurm, beim Fisch, bei der Maus und eben auch beim Menschen auftreten. Wir brauchen daher Tiermodelle in der Alternsforschung, um Mechanismen für den Menschen abzuleiten und uns zunutze zu machen“, sagt Englert.

In der Hoffnung auf ein längeres Menschenleben testet man in der Pharmakologie derzeit z. B. sogenannte Senolytika. Das sind Medikamente, die darauf abzielen, bestimmte alternde Zellen zu entfernen.

Englert kann die Faszination für ein sehr langes Leben zwar nachvollziehen, hat selbst aber ein anderes Ziel: „Mit meiner Forschung will ich dazu beizutragen, die Gesundheitsspanne in einem menschlichen Leben zu verlängern, nicht das Leben insgesamt.“ Für die geriatrische Praxis würde das nur eine Verschiebung bedeuten. „Auch wenn viele Menschen länger fit sein werden, wird die Altersmedizin immer wichtiger. Denn es wird insgesamt immer mehr ältere Menschen geben — und mit steigendem Alter nehmen nun einmal auch Krankheiten zu“, so Englert.

Alter im gesellschaftlichen Fokus

Damit Menschen länger gesund leben können, seien neben der Biomedizin aber auch zahlreiche andere Bereiche gefragt: „Wichtige Faktoren sind z. B. Bildung, die Wohnsituation oder auch das Altersbild allgemein. Den alten Menschen mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, ist auch eine Aufgabe der Politik“, so Englert. Noch sei das Altern für viele Menschen eher eine Horrorvorstellung. Das könnte man ändern, wenn Senioren mehr Bedeutung und Aufgaben in der Gesellschaft hätten.