Liebe Leserin, lieber Leser,
um nicht von Tesla und seinem gigantischen Börsenwert in den Schatten gestellt zu werden, investieren die großen Automobilhersteller massiv in neue Elektrofahrzeuge. Ich begrüße das offenkundige Bemühen um eine emissionsärmere Zukunft, befürchte aber, dass das eher eine Reaktion der OEMs auf die drohende Konkurrenz von Tesla und anderen neuen Anbietern von Elektrofahrzeugen darstellt, als eine Reaktion auf die Bedürfnisse der Verbraucher. Laut mehreren Umfragen ist die größte Unsicherheit der Verbraucher bei Elektrofahrzeugen immer noch die fehlende Ladeinfrastruktur.
Verbraucher, die ihr Auto über Nacht zu Hause aufladen können und eine Reichweite von nur selten mehr als 100 km benötigen, bilden das vielversprechendste Marktsegment für Elektrofahrzeuge. Von dort ausgehend muss der Markt jedoch stark ausgeweitet werden. Die überwiegende Mehrheit der städtischen Bevölkerung wird in nächster Zeit keinen eigenen Zugang zu Ladestationen haben, weder zu Hause noch auf der Straße. In den USA leben mehr als 80 % der Menschen in Städten, und dieser Anteil wächst. Ladesteckdosen werden dort benötigt, wo die Menschen leben und arbeiten; schnelles Laden wird dort benötigt, wo sie einkaufen und unterwegs sind. Diese noch fehlende Ladeinfrastruktur ist das größte Hindernis für die Verbreitung von Elektrofahrzeugen.
Tesla baut sein eigenes Schnellladenetz auf, das nur Fahrzeuge seiner Marke nutzen können. Laut Bloomberg.com gibt es in den USA bereits heute etwas mehr Tesla-Lademöglichkeiten als alle anderen Schnellladenetzwerke zusammen. Bislang bauen andere Autohersteller keine eigenen Ladenetzwerke auf. Stattdessen setzen sie auf Partnerschaften mit anderen OEMs, mit Regierungsbehörden und mit Energieversorgern, um die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge auszubauen. Das wird jahrelange milliardenschwere Investitionen erfordern und die Nachfrage nach den unzähligen Elektrofahrzeugen, die sich derzeit auf dem Reißbrett befinden, weiterhin stark begrenzen.
Beste Grüße
Paul Hansen
Redakteur