Liebe Leserin, lieber Leser,

Im Rahmen des Regierungsprogramms Elektromobilität fördert die Bundesregierung die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in diesem Bereich in den nächsten Jahren im erheblichen Maße, im Gespräch sind bis zu zwei Milliarden Euro. Natürlich macht die Entwicklung von Elektrofahrzeugen Sinn, sei es, um lokal emissionsfrei fahren zu können oder — wenn die Energie aus regenerativen Quellen stammt — auch CO2-neutral unterwegs zu sein. Auch ist richtig, dass es bei der Forschung und Entwicklung der Elektrotraktion Nachholbedarf gibt, den man mit dieser Förderung auszugleichen versucht.

Dennoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass auf absehbare Zeit nur mit einer verschwindend geringen Marktverbreitung von reinen Elektrofahrzeugen zu rechnen ist. Aller Voraussicht nach werden im Jahr 2020 maximal 5 Prozent der Neuzulassungen darauf entfallen. Oder anders ausgedrückt: 95 Prozent der verkauften Fahrzeuge haben nach wie vor einen Diesel- oder Ottomotor an Bord. Die Motorhersteller und deren Zulieferer unternehmen große Anstrengungen zur weiteren CO2-Reduzierung, teilweise durch eigene Forschung, teilweise gemeinsam, beispielsweise unter dem Dach der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen. Der Staat scheint beim Verbrennungsmotor allein auf Forderungen durch gesetzliche Vorschriften und die Marktkräfte zu vertrauen — anders als für die Elektromobilität wurden hier keine Forschungsgelder eingeplant.

Wie sich zeigt, bietet der Verbrennungsmotor noch erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten. Allein durch Optimierungen am Motor können noch bis zu 30 Prozent CO2-Emissionen eingespart werden, in Verbindung mit fahrzeugseitigen Maßnahmen sind es 40 Prozent, eine Hybridisierung bringt weitere 10 Prozent, so eine Hochrechnung von Bosch. Diese Potenziale sollten so rasch wie möglich in serienreife Produkte umgesetzt werden, auch der Umwelt zuliebe. Von staatlicher Seite wird durch die Förderungspolitik allerdings einer der größten Hebel zur kurzfristigen und umfassenden Reduzierung der CO2-Emissionen ausgeklammert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Schreiben Sie mir diese doch an Richard.Backhaus@rb-communications.de oder nutzen Sie den Blog unter www.ATZonline.de.

Herzlichst Ihr

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