Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Die Entwicklungen der Gesellschaft präsentieren sich in der Medizin und Pflege einerseits in hochspezialisierten und wirksamen Behandlungsmethoden. Sie scheinen aber auch zur extremen Zersplitterung der Kompetenzen und zu einem Verlust von bisherigen Selbstverständlichkeiten zu führen. Im Umbruch der Gesundheits- und Krankenpflege im deutschsprachigen Raum zur wissenschaftlichen Disziplin wird nicht nur die Wirksamkeit von Interventionen untersucht, sondern es werden auch kritische Befundaufnahmen erstellt. Darauf aufbauend sind ein erhöhtes Bewusstsein und schließlich Lösungsansätze zu erwarten. Im Sinne einer Befundaufnahme kennzeichnet die Thematik der Begleitung und des Allein-gelassen-Werdens die 4 Beiträge der aktuellen Ausgabe von HeilberufeScience.

Der Transfer von Intensivpatienten, die sich von ihrem kritischen Krankheitszustand erholt haben, auf die Normalstation, bedeutet sowohl für die Patienten als auch für ihre Angehörigen großen Herausforderungen. Großbichler und Nagl-Cupal untersuchten in einem Phasenmodell, welche Veränderungen durch den gemeinsam durchlebten Prozess in Bezug auf Interaktionen, Rollen und Beziehungen stattfinden, und fanden, dass Betroffene und Angehörige meist keine adäquate Unterstützung erhalten. Eine kontinuierliche Begleitung wäre in jeder Phase und auch zu Beginn auf der Normalstation notwendig.

Für die Risikovorhersage einer „post-stroke depression“ (PSD) wurde in den Niederlanden die Prädiktionsskala Depression nach Schlaganfall (DePreS) entwickelt. Da es keine deutsche Version des Instruments gibt, widmeten sich Hirt et al. dieser Aufgabe und prüften Verständlichkeit und Eindeutigkeit der übersetzten Items sowie die Anwendbarkeit des Instruments. Sie kommen zum Ergebnis, dass für die Benutzung des Instruments zusätzliche Informationen benötigt werden, die nun als Anleitungshinweis hinzugefügt wurden. In einem nächsten Schritt und bevor die DePreS-G als deutschsprachiges Instrument zur Risikoeinschätzung einer PSD in der Akutbehandlung eingesetzt werden kann, wird das Instrument nun validiert.

Die Anpassungsfähigkeit von älteren und pflegebedürftigen Menschen in einem Pflegekrankenhaus untersuchten Moser Siegmeth et al. beispielhaft an einer Veränderung der Essenszeiten. Hier zeigten sich keine nennenswerten Veränderungen durch die Umstellung, wobei die Ergebnisse der Bewohnerbefragung mit den Ergebnissen aus der Befragung der Mitarbeiter in den meisten Fällen übereinstimmten. Diese berge, so die Autoren, Potenzial für weitere Untersuchungen, wobei die Umstellung von den Bewohnern gewünscht war. Es dürfte also auch stark von der Einstellung der Betroffenen zu derartigen Veränderungen abhängen, ob diese gelingen.

Die zunehmende Zahl an Personen mit Demenzerkrankungen erhöht auch den Bedarf an entsprechenden Angeboten für Betroffene, dies gelte auch für adressatengerechte Aufbereitung von Gesundheitsinformationen, stellen Hirt et al. fest. Sie suchten, mittels systematischer Literaturrecherche, Hinweise auf eine adressatengerechte Form, Gestaltung und Aufbereitung von Informationen für Personen mit Demenz, und kommen zum Schluss, dass in keiner Studie Personen mit Demenz unter den Teilnehmenden waren. In 3 Studien waren Angehörige miteinbezogen, woraus sich insgesamt sich nur limitierte Hinweise auf eine adressatengerechte Informationsaufbereitung ableiten lassen.

Es gibt also viel zu tun! Wir freuen uns, wenn Sie dazu eigene Untersuchungen und Publikationen in HeilberufeScience einreichen!

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre

Ihre Verena Kienast

Redakteur Springer Medizin/Springer Pflege