Ozanimod ist ein neuer vielversprechender Ansatz für die Therapie der Multiplen Sklerose (MS). Die Substanz wirkt antiinflammatorisch, indem sie den Austritt der Lymphozyten aus den Lymphknoten hemmt. In Phase-III-Studien erwies sich Ozanimod bei Patienten mit einer schubförmigen MS hinsichtlich der jährlichen Schubrate und der Inzidenz neu aufgetretener Läsionen im MRT als dem Interferon überlegen. "Die Therapie der schubförmigen MS hat durch die Einführung einer Reihe von neuen immunmodulierenden Substanzen in den letzten Jahren große Fortschritte erfahren", erläuterte Prof. Dr. Uta Meyding-Lamadé, Chefärztin der neurologischen Klinik im Krankenhaus Nordwest, Frankfurt/Main. Wichtig sei aber, dass die Therapie früh beginne. Ein frühzeitiger Einsatz der hocheffizienten Therapien könne den Krankheitsverlauf, genauer gesagt, die Konversion zu einer sekundär progredienten MS (SPMS), verzögern. "Ein Jahr nach Krankheitsbeginn behandelte Patienten zeigen einen günstigeren Verlauf als solche, bei denen erst drei Jahre nach Diagnosestellung die Behandlung startet". Auch werde nach einer Therapieunterbrechung die Behandlung oft zu spät wieder aufgenommen und ein rechtzeitiger Therapiewechsel erfolge nur bei wenigen Patienten. Ozanimod (Zeposia®) entfaltet eine spezifische agonistische Wirkung auf die S1P-Rezeptor-Subtypen 1 und 5. S1P interagiert mit den G-Protein-gekoppelten S1P-Rezeptoren, die verschiedene immunologische, kardiologische und neurologische Prozesse beeinflussen. "Im Unterschied zu Fingolimod, einem unspezifischen S1PR-Modulator, werden die S1PR3- und S1PR4-Rezeptor-Subtypen durch Ozanimod nicht beeinflusst", so PD Dr. Mathias Buttman, Chefarzt der neurologischen Klinik im Caritas-Krankenhaus, Bad Mergentheim. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Ozanimod wurde im Rahmen zweier Phase-III-Studien (SUNBEAM und RADIANCE) untersucht, und zwar im Vergleich zu Interferon beta 1a. In beiden Studien zeigte Ozanimod eine Überlegenheit hinsichtlich der Reduktion der jährlichen Schubrate und der im MRT nachweisbaren Hirnläsionen. So wurde in der SUNBEAM-Studie die jährliche Schubrate von 0,35 unter Interferon auf 0,18 unter 1 mg Ozanimod gesenkt. Auch zeigte sich eine signifikante Reduktion der Anzahl neuer oder sich vergrößernder T2-Läsionen, nämlich um 48 % [Comi G et al. Lancet Neurol 2019;18:1009-20]. Ähnlich sind die Ergebnisse der RADIANCE-Studie (Teil B). Nach einer zweijährigen Therapie betrug die jährliche Schubrate unter 1 mg Ozanimod 0,17 im Vergleich zu 0,28 unter Interferon. Die Anzahl neuer oder sich vergrößernder T2-Läsionen wurde mit 1 mg Ozanimod im Vergleich mit Interferon um 42 % gesenkt. In dieser Studie wurde unter Ozanimod auch ein im Vergleich mit Interferon geringerer Verlust an Hirnvolumen, ein mit der Progredienz der MS-Erkrankung assoziierter Parameter, nachgewiesen [Cohen JA et al. Lancet Neurol 2019;18:1021-33].

Symposium: "Ändert sich die Zugrichtung? Der frühe MS-Patient zwischen individualisierter Therapie und digitaler Kommunikation", virtueller DGN-Kongress, 4.11.2020; Veranstalter: Celgene/Bristol-Myers Squibb