Führt die prophylaktische Gabe von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) zu einer Häufung von intrakraniellen Blutungen? Diese Frage ist relevant, da ASS in der Sekundär- und zunehmend auch in der Primärprophylaxe des Schlaganfalls eingesetzt wird, sie wurde bislang aber noch nicht eindeutig geklärt.

In dieser Studie, die sich auf Daten der Britischen Hausärzte stützt, wurden 199.079 Patienten, die mit 75 mg bis 300 mg ASS pro Tag behandelt wurden, mit einer sehr ähnlichen Kohorte verglichen, die keine ASS einnahm. Die maximale Beobachtungszeit betrug 14 Jahre. Es wurde ermittelt, ob die Patienten in der Woche vor einer intrakraniellen Blutung ASS eingenommen hatten oder nicht. Insgesamt fanden sich 1.611 intrakranielle Blutungen, darunter 743 intrazerebrale Blutungen, 483 Subduralhämatome und 385 Subarachnoidalblutungen. Unter Einnahme von ASS betrug das relative Risiko für alle intrakraniellen Blutungen 0,98, für intrazerebrale Blutungen ebenfalls 0,98 sowie 1,23 für Subduralhämatome und 0,77 für Subarachnoidalblutungen. Es ergab sich kein Zusammenhang zwischen Einnahmedauer, ASS-Dosis und dem Risiko für eine intrakranielle Blutung. Somit folgern die Autoren, dass die Einnahme von niedrig dosierter ASS nicht zu einem erhöhten Risiko intrakranieller Blutungen führt.

Kommentar

Diese Studie steht in einem gewissen Widerspruch zu bisherigen kontrollierten Studien, in denen durch niedrig dosierte ASS die intrakranielle Blutungsrate doch signifikant erhöht war. Der Vorteil dieser Studie ist, dass sie sich auf Daten von knapp 200.000 Patienten stützt und für alle Formen der intrakraniellen Blutungen gilt. Allerdings gibt es dadurch keinen Freibrief für den flächendeckenden Gebrauch von niedrig dosierter ASS in der Primärprophylaxe. Immer noch gilt, dass das Risiko gastrointestinaler Blutungen durch ASS erhöht wird.