Nicht allzu lange mit der Operation warten, wenn Patienten mit fokaler Epilepsie auf Medikamente nicht gut ansprechen — dieses Credo wird von einer europäischen Studie [1] bestätigt, die Professor Hajo Hamer auf dem 10. Neuro Update in Mainz vorgestellt hat. Die Studie beruht auf einer Hirndatenbank mit Resektaten von über 9.500 Patienten aus zwölf Ländern. 6.900 stammten von Erwachsenen, die übrigen von Kindern. Die Auswertung der Patienteninformationen ergab, dass die Patienten im Mittel erst 16,4 Jahre nach dem Epilepsiebeginn operiert worden waren, Erwachsene im Schnitt sogar erst nach 20,5 Jahren. Immerhin hatten die Ärzte Kinder mit fokaler Epilepsie im Mittel bereits nach 5,4 Jahren zum Hirnchirurgen geschickt, erläuterte der Experte vom Epilepsiezentrum der Universität Erlangen. Doch auch die Erwachsenen waren bei der Operation im Schnitt erst 35 Jahre alt und hatten die Epilepsie somit zumeist im Kindes- oder Jugendalter bekommen. Am häufigsten wurde am Temporallappen operiert (72 %), gefolgt vom Frontallappen (13 %). Die häufigsten epileptogenen Läsionen erwiesen sich als Hippocampussklerosen, Missbildungstumoren wie Gangliome sowie Dysplasien.

Immerhin zwei Drittel der Operierten waren nach einem Jahr anfallsfrei, allerdings lag die Rate umso niedriger, je länger die Betroffenen bereits an einer Epilepsie litten: In den ersten fünf bis zehn Jahren einer Epilepsie können nach diesen Daten über 70 % der Patienten durch eine Operation von ihren Anfällen befreit werden, der Anteil sinkt auf unter 60 % nach über 30 Jahren. Für Hamer ist es daher entscheidend, nach dem Versagen von zwei Antikonvulsiva immer auch an eine Operation zu denken und die Patienten möglichst früh zur prächirurgischen Diagnostik an ein Epilepsiezentrum zu überstellen. Selbst bei denjenigen, die nach einer Operation weiter Anfälle haben, lohnt sich ein zweiter Versuch. Gelegentlich werde das epileptogene Gewebe beim ersten Eingriff nicht präzise erkannt oder entfernt. Hamer verwies auf eine Metaanalyse von 36 Studien mit insgesamt 782 Patienten, die erneut operiert wurden [2]. Immerhin noch die Hälfte konnte durch die Re-operation von Anfällen befreit werden. Die höchste Erfolgsquote erzielten Ärzte, wenn der Epilepsieherd temporal lag und im MRT sichtbar war. Mussten sie hingegen auf invasives Monitoring zurückgreifen, gelang eine Anfallsfreiheit nur halb so oft.