Mit nur einer Tablette am Tag ist es heute meist möglich, die chronische Hepatitis-C-Virus(HCV)-Infektion binnen zwölf Wochen zu heilen. Bis zur endgültigen HCV-Eliminierung sind jedoch noch etliche Hürden zu überwinden. Seit Einführung der direkt antiviral wirksamen Therapie, etwa mit Sofosbuvir/Velpatasvir (SOF/VEL, Epclusa®) und SOF/VEL/Voxilaprevir (Vosevi®), haben HCV-Patienten heute eine hohe Chance auf Heilung. Dennoch ist die aktuelle Versorgungssituation unbefriedigend, sodass sich „das hehre Ziel der HCV-Eliminierung bis zum Jahr 2030 kaum erreichen lassen wird“, bedauerte Stephan Walcher, Allgemeinarzt in einer Münchner Schwerpunktpraxis.

Bessere Vernetzung von Drogenhilfe und ärztlichem System

Besonders HCV-gefährdet sind aktive i. v.-Drogengebraucher. Marco Jesse, Drogenberater in Köln, bedauerte, dass es an den Schnittstellen zwischen Drogenhilfe und ärztlichem System noch etliche Barrieren gibt. Viele Drogenkonsumenten scheuten den Weg in die Praxen, da für sie ganz andere lebenspraktische Dinge im Vordergrund stünden. Umso wichtiger sei deshalb eine bessere Vernetzung zwischen niedrigschwelliger Suchthilfe und medizinischer Versorgung. So müssten sich zunächst die Sozialarbeiter mit dem Thema „HCV“ auseinandersetzen und wissen, in welche Praxen sie ihre Klienten schicken können.

Gute Kooperation

Als Positivbeispiel nannte Jesse die gute Kooperation mit der Münchner AIDS-Hilfe. Diese kommt einmal im Quartal in jeden der vier Münchner Kontaktläden zum kostenlosen HIV- und HCV-Schnelltest. Wichtig sei außerdem die Aufklärung über „Safer-use“-Techniken und die kostenlose Abgabe steriler Spritzen.

Hohe HCV-Prävalenz in den JVA

Eine wichtige HCV-Risikogruppe sind laut Walcher unter anderem Gefängnisinsassen. Trotz hoher HCV-Durchseuchungsrate von zirka 22 % (vs. 0,2 – 0,4 % im Bevölkerungsdurchschnitt) würden HCV-Patienten in den Justizvollzugsanstalten (JVA) nur sehr sporadisch behandelt. „In diesem Flaschenhals könnten wir viele Betroffene erreichen“, erklärte Walcher. Wenn ein HCV-Patient eine lebenslange Haftstrafe verbüßen müsse, sei es absolut sinnvoll, ihn vor einer Leberzirrhose zu bewahren, die ihm fast zwangsläufig drohe. Hier müssten gegebenenfalls aber auch finanzielle Mittel akquiriert werden, um die Kostenübernahme zu gewährleisten.