Trotz einer seit langem durchgeführten Eisentherapie wollte sich die Eisenmangelanämie bei einem 22-jährigen Mann pakistanischer Herkunft nicht bessern. Seit sechs Monaten fühlte er sich immer müde, hatte keinen Appetit, nahm Gewicht ab und hatte häufiger Bauchschmerzen.

Durchfälle, rektaler Blutabgang oder Teerstuhl wurden verneint. Die medizinische Vorgeschichte war unauffällig. Im Labor fielen eine hypochrome Anämie mit einem HbA1c von 8,4 g/dl, einem MCV von 78, einer Eosinophilie von 2300/μl und einem Ferritin von 4 ng/ml auf. Die Leukozyten- und Thrombozytenzahlen waren normal. In einer Stuhlprobe zwei Wochen nach der ersten Vorstellung in der Ambulanz war der Hämoccult positiv. Es fanden sich aber weder mikroskopisch noch kulturell Wurmeier, Zysten oder Parasiten. Gastroskopisch ergab sich eine Helicobacter-pylori-positive Pangastritis.

Darm zunächst ohne Befund

Die Duodenalmukosa erschien makroskopisch normal, eine serologische Untersuchungs auf Zöliakie verlief negativ. Auch eine Darmpassage mit Barium und eine Koloskopie erbrachten keinen pathologischen Befund.

figure 1

Kleine Kapsel, große Erkenntnis. Mit der Kapselendoskopie lassen sich auch Würmer im Darm „entlarven“.

© Aktion Meditech

Nach einer Eradikationstherapie von H. pylori stieg das Hämoglobin bis auf 11,4 g/dl an. Der Erfolg währte aber nicht lange, drei Monate später war das Hb bei fortbestehender Eosinophilie wieder auf 8,5 g/dl abgefallen. Nun führte man unter der Vorstellung einer obskuren Blutung eine Kapselendoskopie durch. Diese Untersuchung zeigte zahlreiche Hakenwürmer, die fest an der Dünndarmmukosa verankert waren und dort Blut saugten. Nach Therapie mit Albendazol stieg das Hb bis auf 14,1 g/dl an und die Eosinophilie bildete sich vollständig zurück.

Stuhluntersuchung nicht sensitiv genug

Mit weltweit etwa 740 Millionen Infizierten ist die Hakenwurminfektion der häufigste Grund für eine Eisenmangelanämie bei Menschen. Der Grad des Blutverlustes und der Anämie korreliert mit der Zahl von Würmern und der Spezies, wobei Ankylostoma duodenale größere Blutverluste verursacht. Typischerweise findet sich eine Blut-Eosinophilie wie auch Eier bei der Stuhluntersuchung. Allerdings müssen frische Stuhlproben in ausreichendem Volumen untersucht werden. Da diese Bedingungen nicht immer beachtet werden, ist die Sensitivität der Methode geringer als man früher annahm. Die Kapselendoskopie bildet ein alternatives diagnostisches Verfahren zur Diagnose einer Helminthose und hat im Gegensatz zu Stuhluntersuchung den Vorteil, dass sie andere gastrointestinale Pathologien erkennen kann. Sie sollte bei der Konstellation Eisenmangelanämie und Eosinophilie weit oben im Ablauf der Diagnostik angesetzt werden.