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Jeder Heuschnupfen- oder gar Asthmageplagte kennt diese Situation. Wäre es nicht ein Segen, sie gehörte der Vergangenheit an?

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Prof. Dr. med. Christian Taube Ruhrlandklinik, Klinik für Pneumologie Westdeutsches Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen Tüschener Weg 40 45239 Essen christian.taube@rlk.uk-essen.de

Seit Jahrzehnten ist eine Zunahme der Prävalenz von allergischen Erkrankungen zu beobachten. Ein weiterer Parameter, der berechnet werden kann, ist die sogenannte Lebenszeitprävalenz. Diese beschreibt die Wahrscheinlichkeit, ab einem gewissen Alter an dieser Erkrankung zu leiden. In Deutschland stieg die Lebenszeitprävalenz für allergische Erkrankungen bei Erwachsenen zwischen 1984 und 1998 um mehr als das Doppelte von 3,1 % auf 7 % an. Aktuelle Schätzungen ergaben, dass etwa 20 % der deutschen Bevölkerung im Lauf ihres Lebens mindestens an einer allergischen Krankheit leidet.

Neben leichten Ausprägungen allergischer Erkrankungen kann es auch zu schweren Verläufen und lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen kommen. Außer der symptomatischen Behandlung ist inzwischen auch bei einem Teil der Patienten eine kausale Therapie der Allergie möglich. Die Allergen-Immun-Therapie (AIT) hat sich seit der ersten Beschreibung durch Leonard Noon 1911 als Konzept der subkutanen Injektion von relevanten Aeroallergen durchgesetzt. In den letzten 25 Jahren gab es eine erhebliche Weiterentwicklung in Bezug auf Applikation und neue Formulierungen der AIT. Vereinfacht kann zwischen subkutaner Applikation (SCIT) und oraler oder sublingualer Applikation (SLIT) unterschieden werden. Beide Ansätze können bei unterschiedlichen allergischen Erkrankungen eingesetzt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass es für die jeweilige Indikation klinische Wirksamkeitsstudien gibt.

Leitlinien geben Empfehlungen zum Status quo

Sehr erfreulich ist, dass im Rahmen einer Standardisierung der Behandlung inzwischen Leitlinien veröffentlich wurden. Als erste war dies im Jahr 2014 eine deutschsprachige Leitlinie zur (allergen-)spezifischen Immuntherapie bei durch IgE vermittelten allergischen Erkrankungen. Nun liegt auch eine internationale Leitlinie vor, die auf der bisher größten aktuellen Datensammlung bis ins Jahr 2015 hinein basiert und eine wichtige Empfehlungsquelle zum aktuellen Status quo bei der AIT ist.

Aktueller Überblick und Ausblick in diesem Heft

In dieser Ausgabe von Pneumo News haben wir den aktuellen Stand der AIT und die möglichen zukünftigen Entwicklungen zusammengefasst. In den beiden Fortbildungsbeiträgen (▶S. 30 und 35) werden die Indikationen und Kontraindikationen für die AIT, die Wirksamkeit bei unterschiedlichen allergischen Erkrankungen und auch die Durchführung zusammengefasst. Im zweiten Beitrag werden die zukünftigen Entwicklungen, insbesondere die Rolle der AIT für Patienten mit Asthma und in der Prävention von allergischen Erkrankungen, thematisiert. Gerade bei Patienten mit Asthma sind weitere Studien nötig, um den Stellenwert der AIT gut zu definieren. Dieses trifft besonders für Patienten mit schwerer Erkrankung zu, da sich für sie mit dem Einsatz von monoklonalen Antikörpern auch neue Behandlungsmöglichkeiten ergeben. Dies wird in der Kasuistik eines Patienten mit allergischem Asthma bronchiale dargestellt (Rubrik „aufgefallen“ ▶S. 6).

Die Allergologie ist ein interessantes Fach mit einer dynamischen Zukunftsentwicklung. Wir hoffen, Ihnen mit den Beiträgen einen guten Überblick dazu geben zu können. Dennoch bleibt eine regelmäßige Überprüfung neuer Evidenz und ggf. die Anpassung und Aktualisierung von Empfehlungen und Leitlinien notwendig.