Wenn Kleinkinder Paracetamol einnehmen, könnte das ihr Asthma-Risiko steigern. Zumindest ließ sich in einer Beobachtungsstudie eine entsprechende Assoziation nachweisen — aber nur bei Kindern mit gewissen Genvarianten.
Für manche Kinder könnte eine Paracetamol-Gabe ein gewisses Asthma-Risiko bergen. In einer beim diesjährigen ERS-Kongress vorgestellten Studie ließ sich eine entsprechende Assoziation nachweisen, allerdings nur dann, wenn bestimmte Genvarianten für die Glutathion-S-Transferasen (GST) nachweisbar waren. Diese Enzyme nehmen im Organismus eine zentrale Rolle bei Entgiftungsprozessen ein. Sie katalysieren die Konjugation toxischer Verbindungen an Glutathion, wodurch diese abtransportiert bzw. ausgeschieden werden können. Bestimmte Varianten dieser Gensuperfamilie werden mit der Entstehung von Krebs, Asthma, Atherosklerose, Allergien und Parkinson in Verbindung gebracht.
Eingeschränkte Entgiftungs-Fähigkeit
Die aktuelle Untersuchung von Xin Dai und Kollegen unterstützt die Hypothese, dass eine eingeschränkte Aktivität dieser Enzyme tatsächlich die Asthma-Entstehung begünstigen kann, insbesondere dann, wenn deren Aktivität durch Einflüsse von außen wie einer Paracetamol-Einnahme weiter beeinträchtigt wird. „Paracetamol verbraucht Gluthation, wodurch die Fähigkeit des Körpers, Giftstoffe zu beseitigen, eingeschränkt wird“, erklären sich Dai und Kollegen den in ihrer Studie zu beobachtenden Zusammenhang. Im Rahmen der Melbourne Atopy-Kohortenstudie haben die australischen Ärzte 620 Kinder von Geburt an bis zu ihrem 18. Lebensjahr nachverfolgt. Familiär bedingt hatten diese Kinder ein hohes Allergie-Risiko und wurden schon vor ihrer Geburt für diese Kohortenstudie rekrutiert.
Von den Kindern, die innerhalb der ersten beiden Lebensjahre Paracetamol eingenommen hatten, hatten solche mit einer Genvariante des Enzyms GSTP1 ein erhöhtes Risiko, bis zu ihrem Erwachsenenalter Asthma zu entwickeln. Mit jeder Verdoppelung der Tage, an denen die Kinder Paracetamol erhalten hatten, stieg das Risiko um das 1,8-Fache an. Es gebe auch schwache Hinweise, dass eine Paracetamol-Gabe innerhalb der ersten beiden Lebensjahren generell mit einer eingeschränkten Lungenfunktion im Erwachsenenalter einhergehe, also egal welche GST-Genvariante vorliege, berichten die Studienautoren.
„Diese Studie deutet darauf hin, dass Menschen mit bestimmten Varianten der GST-Gene anfälliger sind für die Lunge betreffende Nebenwirkungen von Paracetamol“, wird der Leiter des Wissenschaftsrat der ERS, Prof. Guy Brussele, in einer ERS-Pressemitteilung zitiert. Dies sei ein interessanter Befund, der weiter untersucht werden sollte.
Keine Kausalität!
Dass man in Anbetracht des Studiendesigns noch keine endgültigen Schlüsse ziehen darf, betonen auch die Studienautoren. Die Studie sei kein Beweis für eine kausale Beziehung, betonen sie. So könnte es sein, dass die Kinder, die häufiger Paracetamol eingenommen hatten, dieses Medikament u. a. aufgrund von Atemwegsinfektionen erhalten haben und somit das erhöhte Asthma-Risiko durch die häufigen Infektionen begründet ist.
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Abstract: GST genotypes modify the association between paracetamol use in early life and lung function at 18 years, ERS-Kongress, 17.09.2018 in Paris
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Schlimpert, V. Paracetamol könnte bei manchen Kindern das Asthma-Risiko erhöhen. Pneumo News 10, 46 (2018). https://doi.org/10.1007/s15033-018-1052-2
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DOI: https://doi.org/10.1007/s15033-018-1052-2