Seit einigen Jahren gibt es Hinweise auf episomale (auch außerhalb des Chromosoms vorliegende DNA-Sequenzen) in Kuhmilch, Rinderseren und humanem Gewebe, die BMMF („Bovine Meat and Milk Factors“). Bereits 2015 haben Harald zur Hausen, Heidelberg, und Kollegen die Hypothese aufgestellt, dass die globale Epidemiologie etwa von Darm- und Brustkrebs auf eine Übertragung von spezifischen Infektionen von Tieren über Rindfleisch oder Milchprodukte auf Menschen zurückgeführt werden könnte. Laut zur Hausen wurde vor Kurzem eine Verbindung zwischen 2 BMMF-Typen (1 + 2) und der Entwicklung des Kolonkarzinoms entdeckt. Diese Agenzien wirken in den befallenen Zellen als Trigger für Mutationen, die die Zellen maligne entarten lassen. Auslöser seien chronische entzündliche Herde in der Lamina propria nahe den Lieberkühn-Krypten. Durch diese Herde entstünden reaktive Sauerstoffspezies, die Mutationen in den KI-67-positiven Kryptenzellen auslösten.

Zusätzlich gibt es Hinweise, dass bestimmte Zuckerverbindungen in der Muttermilch vor Brustkrebs schützen. Die Forscher halten es für möglich, dass infektiöse Agenzien in Fleisch und Milch von Rindern die Entstehung von Darm- und Brustkrebs triggern, wenn der Schutz nach dem Stillen wegfällt. Eine Zuckerverbindung, die die Forscher im Blick haben, ist Neu5Gc (N-Glycolylneuraminsäure). Wird der Zucker nach der Stillphase über Milch und Fleisch von Rindern aufgenommen, erfolgt der Einbau in zelluläre Glykoproteine und Ganglioside. Infektiöse Agenzien, die während des Stillens noch abgefangen wurden, könnten nun pathogen wirken. Noch ist es nicht gelungen, BMMF in Krebszellen nachzuweisen. Dies spreche eher für eine indirekte Beteiligung an der Tumorpathogenese.

Fazit: Wissenschaftler vermuten eine Übertragung von BMMF aus Rindfleisch oder Milchprodukten auf den Menschen. Indirekt könnten BMMF an der Tumorpathogenese beteiligt sein — so das Modell der Forscher.