Die retrospektive Analyse von 1.483 Fällen, die zwischen 1990 und 2010 behandelt wurden, zeigt zahlreiche Charakteristika des männlichen Mammakarzinoms auf. Im Median waren die Patienten zum Diagnosezeitpunkt 68,4 Jahre alt. 5,1 % der Karzinome waren metastasiert. Von den 1.054 M0-Fällen (71 %) waren 56,2 % Lymphknoten-negativ und 48,5 % im Stadium T1. Bei 4 % der Patienten wurde eine brusterhaltende Operation vorgenommen, bei 18 % eine Biopsie des Wächterlymphknotens. Etwa jeder Zweite erhielt eine adjuvante Radiotherapie, 29,8 % eine (neo-)adjuvante Chemotherapie und 76,8 % eine adjuvante endokrine Therapie, meist Tamoxifen (88,4 %).

Aus der Pathologie ergab sich für M0-Tumoren folgendes Bild: 84,8 % waren invasive duktale Karzinome, 51,5 % vom Grad 2, 99,3 % Östrogenrezeptor(ER)-positiv, 81,9 % Progesteronrezeptor(PR)-positiv und 96,9 % Androgenrezeptor (AR)-positiv. 61,1 % hatten eine niedrige Ki67-Expression (< 14 % positive Zellen). 41,9 % waren Luminal-A-like, 48,6 % Luminal-B-like/HER-2-positiv und 0,3 % tripelnegativ. Das mediane Follow-up lag bei 8,2 Jahren (0,0–23,8).

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Ältere Männer (> 50) haben eine niedrigere brustkrebsspezifische Mortalität.

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Die brustkrebsspezifische Mortalität war für Männer unter 50 Jahren höher. Ein besseres Gesamtüberleben (OS) und ein rezidivfreies Überleben (RFS) gingen mit hoher ER-Expression (p = 0,001), hoher PR-Expression (p = 0,002) und hoher AR-Expression (p = 0,019) einher. Dagegen waren OS und RFS nicht mit HER2-Status, Ki67-Expression, IHC-Subtypen oder Tumorgrad assoziiert.

Fazit: Männlicher Brustkrebs ist eine eigene Tumorentität mit spezifischen Charakteristika. Dies wird in der Therapie nach wie vor zu wenig beachtet, etwa im Hinblick auf adjuvante endokrine Therapien bei ER-Positivität.