Australische Ärzte wollten wissen, was Glioblastompatienten, die länger als 2 Jahre überleben, von den anderen Betroffenen unterscheidet. Dazu werteten sie rerospektiv Krankenakten von 776 Patienten (median 63 Jahre) aus, die zwischen 2006 und 2012 eine Glioblastomdiagnose erhalten hatten.

80 % der Patienten hatten unilaterale Tumoren, bei zwei Drittel erfolgte eine Resektion ohne sichtbaren Tumorrest. Postoperativ hatten die meisten Patienten einen ECOG-Performancestatus (ECOG-PS) von 0–2. Das mediane Gesamtüberleben (OS) betrug 11 Monate. Länger als 2 Jahre überlebten 154 Patienten (20 %). Die Langzeitüberlebenden hatten zu 87 % unilaterale Tumoren. Über 90 % waren chirurgisch behandelt worden, bei mehr als der Hälfte gelang ein Debulking. Über 80 % hatten sich dann einer Radiotherapie mit begleitender Temozolomid-Behandlung unterzogen, gefolgt von Temozolomid adjuvant. 12 % hatten nur eine Radio- und gleichzeitige Temozolomid-Therapie erhalten. Das mediane OS erreichte 38 Monate.

Im Vergleich mit den übrigen Patienten waren Langzeitüberlebende jünger (median 56 vs. 65 Jahre), hatten häufiger einen ECOG-PS von 0–2 (97 vs. 64 %), öfter eine vollständige Tumorresektion (91 vs. 61 %) und eine Chemoradiotherapie (94 vs. 40 %) erhalten. Als unabhängige Prädiktoren für ein langes Überleben erwiesen sich allerdings nur

  • ein jüngeres Lebensalter,

  • eine makroskopisch vollständige Tumorresektion und

  • eine Chemoradiotherapie.

32 Patienten (4 % der gesamten Kohorte) waren sogar mehr als 5 Jahre nach der Diagnose noch am Leben. Diese „extreme survivors“ unterschieden sich von den anderen Langzeitüberlebenden nur durch ihr jüngeres Alter (47 vs. 59 Jahre).

Auch bei den Langzeitüberlebenden kam es zu zahlreichen Rezidiven. Bis zum ersten Rezidiv vergingen bei ihnen median 20 Monate. Fast die Hälfte wurde deswegen erneut chirurgisch behandelt. Die erneute Operation ging aber — anders als in früheren Untersuchungen — nicht mit einem Lebenszeitgewinn einher. Als nichtchirurgische Zweitlinientherapie wurde am häufigsten Temozolomid, seltener eine Radiotherapie verordnet. Wurden die Patienten nach dem Rezidiv in eine klinische Studie aufgenommen, ging dies mit einer Verlängerung des Überlebens einher (25 vs. 14 Monate).

Fazit: Retrospektiv erwiesen sich ein jüngeres Lebensalter, eine makroskopisch vollständige Tumorresektion und eine Chemoradiotherapie als unabhängige Prädiktoren für ein langes Überleben von Glioblastompatienten.