Seit 2015 können Plattenepithelkarzinome („squamous cell carcinoma, SCC) in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt werden. Laut einer neuen Studie könnte die UV-Exposition im Beruf sogar der Hauptrisikofaktor für die SCC-Entstehung sein. Wie Jochen Schmitt, Dresden, und seine Kollegen berichten, ist bei einer beruflichen UV-Belastung über der 90. Perzentile das Erkrankungsrisiko rund doppelt so hoch wie bei geringer UV-Belastung. Dagegen scheint die außerberufliche UV-Exposition das Risiko nicht signifikant zu erhöhen — möglicherweise weil hier eher Maßnahmen zum Sonnenschutz ergriffen werden.

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Berufstätige mit Arbeiten im Freien können häufig nicht den Aufenthalt im Schatten wählen oder die mittägliche Sonne meiden — geeignete Sonnenschutzkleidung ist allerdings anzuraten.

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Um die Auswirkung beruflicher UV-Belastung auf das SCC-Risiko beurteilen zu können, hatte das Forscherteam eine Fall-Kontroll-Studie mit 632 konsekutiven SCC-Patienten mit derselben Zahl von in Alter und Geschlecht übereinstimmenden Kontrollpersonen ohne SCC unternommen. Zur Abschätzung der UV-Belastung im Beruf wurde der Wittlich-Algorithmus verwendet, in dem außer der Expositionsdauer auch Faktoren wie Strahlungsintensität, Jahreszeit, Reflexion und exponierte Hautareale berücksichtigt werden.

Die Lebenszeit-UV-Exposition fiel in der SCC-Gruppe signifikant höher aus als bei den Kontrollen (durchschnittlich 13.925 vs. 12.887 Standarderythemdosen, SED). Ausschlaggebend dafür war die höhere berufliche UV-Belastung (im Mittel 2521 SED vs. 1567 SED).

Das Risiko, ein SCC zu entwickeln, war damit bei einer Gesamt-UV-Exposition ab der 90. Perzentile (≥ 19.612 SED) rund 2,5-mal so hoch wie bei der geringsten UV-Belastung (< 9765 SED). Auch eine berufliche UV-Exposition ab der 90. Perzentile (≥ 6.835 SED) war gegenüber einer fehlenden oder geringen Belastung (< 13 SED) mit einer erhöhten SCC-Rate verbunden, die Erkrankungswahrscheinlichkeit war etwa verdoppelt.

Eine erhöhte UV-Belastung in der Freizeit führte dagegen nicht zu einer signifikanten Zunahme der SCC-Inzidenz. An diesen Verhältnissen änderte sich auch dann nichts, wenn zahlreiche Risikofaktoren wie Raucherstatus, Sonnenbrände in der Kindheit oder Solariumbesuche berücksichtigt wurden. Schmitt und Kollegen errechneten, dass eine Verdopplung des SCC-Risikos zu erwarten ist, wenn eine berufliche UV-Dosis von 6.348 SED erreicht wird.

Der nicht signifikante Anstieg der SCC-Rate bei erhöhter nichtberuflicher UV-Bestrahlung könnte den Studienautoren zufolge damit zusammenhängen, dass hier schon effektiv Prävention betrieben wird. In Berufen, die im Freien ausgeübt werden, sei es dagegen häufig nicht möglich, etwa einen Aufenthalt im Schatten zu wählen oder die mittägliche Sonne zu meiden.

Fazit: Die UV-Exposition von Menschen, die im Freien arbeiten, ist der Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von SCC. Schmitt und Kollegen fordern daher, um die SCC-Inzidenz zu senken, gezielt Sonnenschutzstrategien für das Arbeitsleben zu entwickeln und umzusetzen.