In der aktuellen S3-Leitlinie Nierenzellkarzinom von 2017 ist Nivolumab der einzige empfohlene Immuncheckpointhemmer. Die Leitlinie sieht ihn — unabhängig von der Prognose — gemeinsam mit dem Tyrosinkinasehemmer (TKI) Cabozantinib sowie Lenvatinib und Everolimus für die Zweitlinientherapie vor. In der Erstlinie sind es Sunitinib, Pazopanib, Bevacizumab plus Interferon sowie — ausschließlich bei Patienten mit schlechter Prognose — der mTOR-Hemmer Temsirolimus.

Doch aufgrund neuerer Studiendaten ändert sich der Algorithmus rasch. „Jetzt ist alles umgeworfen“, so Margitta Retz, München. Dem neuen, von Retz vorgestellten Algorithmus zufolge werden die Checkpointhemmer Atezolizumab und Ipilimumab das immunonkologische Arsenal ergänzen. Nach dem neuen Algorithmus ist Sunitinib bei PD-L1-negativen Patienten mit guter Prognose in der Erstlinientherapie vorgesehen, Ipilimumab und Nivolumab bei Patienten mit intermediärer oder schlechter Prognose.

In der Zweitlinie richtet sich die Auswahl des Präparates nach der Vortherapie. War es eine Behandlung mit einem Checkpointhemmer, sieht der neue Algorithmus eine Behandlung mit Cabozantinib oder mit Lenvatinib und Everolimus vor. Hatte dagegen eine TKI-Behandlung versagt, ist der Checkpointhemmer Nivolumab vorgesehen. Retz: „Wir werden also die guten alten TKI nur noch in einer kleinen Ecke finden.“

Derzeit läuft eine ganze Reihe von Studien zur Erstlinientherapie, in denen die Checkpointhemmer mit den neuesten TKI kombiniert werden, also Lenvatinib, Cabozantinib oder Axitinib. Zudem wird bei RCC-Patienten auch die Kombination eines PD-1/PD-L1-Hemmers mit dem IDO1(Indolamin-2,3-Dioxygenase 1)-Hemmer Epacadostat in Phase-III-Studien geprüft.