Bei Nierenkrebs gibt es einige Barrieren, die je nachdem, ob sie durchbrochen oder intakt sind, prognostisch bedeutsam sind. Dazu gehören die Nierenkapsel und die Gerotafaszie. Wie eine chinesische Forschergruppe herausgefunden hat, erlaubt der Zustand der Pseudokapsel des Tumors selbst eine Aussage über den wahrscheinlichen weiteren Verlauf.

Wei Xi und Kollegen sahen sich die Daten von rund 1.300 Patienten an, die sich wegen eines Nierenzellkarzinoms einer Nephrektomie hatten unterziehen müssen. Eine Pseudokapsel war bei 95,2 % der Patienten festzustellen, im Mittel war sie 0,5 mm dick. Sofern eine Pseudokapsel vorhanden war, wurden 3 Invasionsgrade unterschieden: vollständig intakt (Grad 0); Einbruch ohne Durchbruch (Grad 1); vollständig durchbrochen (Grad 2).

Ein höherer Invasionsgrad bzw. das Nichtvorhandensein einer Pseudokapsel wirkten sich deutlich auf die Überlebenskurven aus: Das Progressionsrisiko erhöhte sich für Patienten mit Grad 1 1,5-fach, 2,7-fach für Grad 2 und 2,5-fach für eine fehlende Pseudokapsel. Patienten mit Grad 0 dienten hier als Referenz. Im Hinblick auf das 8-Jahres-Gesamtüberleben ergab sich für Grad 2 oder das Fehlen der Pseudokapsel ein rund doppelt so hohes Sterberisiko. Die Mortalitätsraten von Patienten mit Pseudokapseln vom Grad 1 bzw. 0 unterschieden sich nicht signifikant. Besonders ausgeprägt waren die Auswirkungen der Invasionsgrade bei den Patienten mit lokalisierten Nierenzellkarzinomen.

Die Forscher spekulieren, dass sich am Zustand der Pseudokapsel das Wachstumsmuster des Tumors ablesen lässt (Abb. 1). Die Pseudokapsel bildet sich durch das expandierende Wachstum des Karzinoms. Wenn die Zellmigration hinzukommt, könnte die Grenzregion zur Pseudokapsel ein bevorzugter Pfad für die Tumorzellen sein, sich davonzumachen.

Abb. 1
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Lässt sich am Zustand der Pseudokapsel eines Nierenzellkarzinoms das Wachstumsmuster des Tumors ablesen?

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Fazit: Die Forscher schlagen vor, den Status der Pseudokapsel nach der Nierenoperation mit Blick auf die Prognose sorgfältig zu begutachten — besonders bei Patienten mit lokalisierten Nierenzellkarzinomen. Eine vollständig durchbrochene Pseudokapsel und das Fehlen einer Pseudokapsel erhöhten das Sterberisiko der Patienten.