Generell gelte, dass Krebspatienten, die von ihrer Gesamtkonstitution her zu einem körperlichen Training in der Lage seien, dies auch tun sollten, sagte Tanja Sprave, Heidelberg.

Ein gewisses Fragezeichen gibt es bisher bei Patienten mit Knochenmetastasen. Sie liegen häufig im Bereich der Wirbelsäule, sodass Frakturen das Rückenmark gefährden könnten. Derzeitige Empfehlung sei deswegen, bei instabilen Knochenmetastasen von sportlicher Betätigung abzuraten, so Sprave.

Bei Patienten mit stabilen Knochenmetastasen dagegen habe die DISPO-Studie des Universitätsklinikums Heidelberg gezeigt, dass sportliche Betätigung segensreich sei. Sie führte konkret dazu, dass deutlich mehr Patienten auf schmerzlindernde Therapien ansprachen. Bei intensiver Wirbelsäulengymnastik sprachen in der Trainingsgruppe 48 % der strahlentherapeutisch behandelten Patienten komplett und 20 % partiell auf die Schmerztherapie an. In der Kontrollgruppe mit Entspannungstherapie — heiße Wickel — waren es nur 21,7 bzw. 26,1 % (p = 0,003) [Rief H et al. BMC Cancer. 2014;14:485].

Angesichts dessen wollen die Heidelberger die Wirbelsäulentherapie jetzt auch auf Patienten mit instabilen Metastasen ausdehnen — festgemacht am in der Strahlentherapie gängigen Taneichi-Score. Zur Vorbereitung haben sie sich retrospektiv über 900 Patienten mit Wirbelsäulenmetastasen genauer angesehen. [Rief H et al. BMC Cancer. 2015; 15:745]. „Wir konnten zeigen, dass es bei der Rate an pathologischen Frakturen keinen signifikanten Unterschied zwischen Patienten mit und ohne Korsett gab“, so Sprave.

So abgesichert wurde dann die DISPO-2-Studie aufgelegt, die derzeit rekrutiert. Jeweils 30 Patienten werden konventionell ohne Bewegungstherapie versorgt oder erhalten fünfmal die Woche ein Wirbelsäulentraining — ohne Korsett. Bisher seien die Erfahrungen positiv, so Sprave: „Das Training kommt bei den Patienten sehr gut an. Viele sind enttäuscht, wenn sie in die Kontrollgruppe gelost werden.“ Die Radioonkologin geht davon aus, dass die Rekrutierung noch dieses Jahr abgeschlossen und Ergebnisse dann 2019 vorgelegt werden können: „Unser Ziel ist, die gängigen Empfehlungen zu hinterfragen.“