figure 1

Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Ein 5-jähriges Mädchen kam in die Notaufnahme mit einer präaurikulären Schwellung und einer submandibulären Adenopathie der linken Gesichtshälfte, die beide seit 2 Monaten bestehen würden. Bei der körperlichen Untersuchung wurden eine Exkoriation unter dem linken Auge (Abb. 1a, roter Pfeil), eine fluktuierende, zarte präaurikuläre Schwellung (Abb. 1a, blauer Pfeil und Abb. 1b) und submandibuläre Adenopathie (Abb. 1a, schwarzer Pfeil) beobachtet. Es bestand weder Fieber noch war die Augenfunktion beeinträchtigt. Berichtet wurde, dass das Mädchen zu Hause gerne mit einer Katze spiele.

Abb. 1
figure 2

5-jähriges Mädchen mit seit 2 Monaten bestehendender präaurikulärer (a) und submandibulärer (b) Adenopathie

© Arango-Ferreira C, Castano J. Engl J Med 2018; 379:e31

Die präaurikuläre Masse ließ sich gut absaugen. Dabei konnte eitrige bräunliche Drainageflüssigkeit gewonnen werden. Bei Verdacht auf eine Katzenkratzerkrankung erfolgte danach eine ambulante Therapie mit oralem Azithromycin für 5 Tage. Das Ergebnis der Aspiratkultur im Schokoladenagar war negativ, die histopathologische Analyse des Aspirats ergab jedoch ein entzündliches Infiltrat mit Nekrosen und in der Warthin-Starry-Färbung ließen sich Bakterien nachweisen. Serologische Tests fielen für das ursächliche Bakterium Bartonella henselae positiv aus (IgM-Titer 7gt; 1 : 1.024 und IgG-Titer 7gt; 1 : 20). Bei der Untersuchung 2 Monate später waren die präaurikuläre und submandibuläre Adenopathie verschwunden.

Kommentar

Die Katzenkratzkrankheit manifestiert sich im HNO-Bereich vorrangig als einseitige zervikale Lymphadenitis im Abflussgebiet einer primären Hautläsion. Sie tritt in erster Linie im Kindes- und Jugendalter auf. Die Verdachtsdiagnose ergibt sich insbesondere bei Erfüllung der klassischen Trias Katzenkontakt, Hautpapel an der Eintrittspforte und regionale Lymphknotenschwellung. Die Inkubationszeit beträgt 1–2 Wochen. Das Allgemeinbefinden der Patienten ist in der Regel nur geringfügig beeinträchtigt. Neben dieser typischen Verlaufsform gibt es in rund 10 % der Fälle atypische Manifestationen der Erkrankung. Hierzu zählen einmal die systemischen Organbeteiligungen mit bazillärer Angiomatose, Enzephalitis und/oder atypischer Pneumonie, die vor allem bei immunsupprimierten Patienten zu beobachten sind, sowie das nach Parinaud benannte okuloglanduläre Syndrom. Abzugrenzen ist das Parinaud-Syndrom, unter dem man das Auftreten einer vertikalen Blicklähmung und weiterer neurologischer Ausfälle durch eine Schädigung von Hirnnervenkernen im Bereich des Mittelhirns versteht.

Ein solcher Fall — berichtet von Mitarbeitern der Universidad de Antioquia in Medellín — ist sehr anschaulich und wird mit Sicherheit auch außerhalb von Kolumbien zu beobachten sein. Also: Bei einer solchen Konstellation immer an verursachende Katzen denken.