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Dr. med. Ulrich Mutschler, Hamburg

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Nahrungsmittelintoleranzen scheinen in jüngerer Zeit zuzunehmen. Ob es sich dabei um Unverträglichkeiten oder echte Allergien handelt, bleibt oft unklar. Die Sorge um mögliche lebensbedrohliche Reaktionen wie Anaphylaxien oder Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme im täglichen Leben belasten die Familien. Diagnostisch erfolgt üblicherweise im Anschluss an die Anamnese eine Untersuchung auf Sensibilisierungen gegen mögliche Allergene in den verdächtigen Lebensmitteln. Bei Hauttestungen (Prick) oder Labortests (auf spezifisches IgE im Serum) besteht jedoch zum Teil das Problem geringer Spezifität oder falsch-positiver Reaktionen. Der Goldstandard für eine finale Aussage ist die (gegebenenfalls auch doppelblinde) kontrollierte orale Nahrungsmittelprovokation (OFC = „oral food challenge“).

Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit aus den Niederlanden prüfte, ob eine OFC bei Kindern und ihren Familien die Lebensqualität tatsächlich positiv beeinflussen könnte. Die Forscher konnten sieben Studien mit insgesamt 1.370 Patienten auswerten, bei denen Kinder oder Erwachsene mit vermuteter oder diagnostizierter Nahrungsmittelallergie einer OFC unterzogen wurden. Die emotionale und allergiebedingte Beeinträchtigung der Lebensqualität wurde anhand von standardisierten Fragebögen vor und nach der Provokation abgefragt.

Nach einer Provokation von Kindern unter 12 Jahren mit einer nachgewiesenen Nahrungsmittelallergie verbesserte sich die Lebensqualität der Eltern signifikant. Mittels der Provokation konnten Ausprägung und auch Schwellenwerte der Nahrungsmittelunverträglichkeit klar definiert werden, was die Ängste vor unvorhersehbaren allergischen Reaktionen eindämmte. Außerdem wurden die Eltern in einem professionellen Setting geschult, wie sie im Alltag einer allergischen Reaktion begegnen können. In der Kontrollgruppe ohne Provokation hatte sich die emotionale Belastung der Eltern nicht verändert.

Kommentar

Eine kontrollierte orale Nahrungsmittelprovokation ist Standard in der pädiatrischen Diagnose bei Nahrungsmittelallergien. Sowohl ein positives als auch ein negatives Resultat verbessern die Lebensqualität von Kindern und ihren Familien. Die spezifische Abklärung mildert offensichtlich Ängste und Unsicherheiten, die Betroffenen können dann besser mit schweren allergischen Symptomen umgehen. Kritisch angemerkt werden muss allerdings, dass die Aussagekraft dieser Ergebnisse etwas eingeschränkt ist, da die ausgewerteten Studien nicht randomisiert waren.