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Prof. Dr. med. Thilo Jakob, Gießen

Tiotropium ist schon seit Längerem ein festes Element in der Behandlung chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankungen. Es besitzt eine längere Halbwertszeit als Ipratropium und gehört der Klasse der langwirkenden Antimuskarinika (LAMA) an. Es vermindert die Entzündung im Gewebe und erweitert die Bronchien über eine Hemmung der M3-Rezeptoren an der glatten Muskulatur.

Seit März 2018 ist Tiotropium in der Europäischen Union auch als Add-on-Medikation für Asthmapatienten ab 6 Jahren zugelassen. Schon im Jahr zuvor hatte sich die US-amerikanische Arzneibehörde FDA zu einem solchen Schritt entschlossen. „Tiotropium ist das erste LAMA mit einer Lizenz für die Asthmatherapie und hat sich als wirksame Add-on-Therapie über alle Altersgruppen hinweg erwiesen“, erläutert Erstautor Prof. Dr. Eckard Hamelmann aus Bielefeld. Hamelmann hat dabei unter anderem eine Reihe von Phase-III-Studien im Blick, in denen sich Tiotropium bewährt hat, wie UniTinA-asthma, RubaTinA-asthma, PensieTinA-asthma, CanoTinA-asthma und VivaTinA-asthma. Tiotropium hatte darin, gemessen an den FEV1-Werten, signifikante Verbesserungen der Lungenfunktion im Vergleich zu Placebo bewirkt. Das Antimuskarinikum war jeweils zusätzlich zu einer Hintergrundtherapie mit inhalativen Glukokortikoiden, gegebenenfalls ergänzt um weitere Kontrollmedikation, gegeben worden.

Die interessante Frage für künftige Untersuchungen dürfte sein, wie sich die Substanz in der pädiatrischen Asthmatherapie positionieren wird: ob als Eskalationsmedikation nach vorausgehender Therapie mit inhalativen Glukokortikoiden und lang wirksamen Betaagonisten (LABA) oder als alternative Option zur Kontrolle für Kinder unter einer Monotherapie mit Inhalationsglukokortikoiden.

Speziell ein Kopf-an-Kopf-Vergleich von inhalativen Glukokortikoiden in Kombination entweder mit LABA oder mit LAMA könnte die Therapie von pädiatrischen Asthmapatienten entscheidend beeinflussen.

Kommentar

Fast die Hälfte der Kinder mit Asthma ist trotz Therapie nicht frei von Symptomen. Eine wirksame Asthmatherapie ist gerade bei Kindern nicht einfach zu erreichen, da speziell für diese Altersgruppe zugelassene Präparate begrenzt sind. Mit der Zulassung des langwirkenden Antimuskarinikum Tiotropium als Add-on-Therapie im Kindesalter ist nun eine wesentliche Erweiterung des therapeutischen Spektrums gelungen. In der prägnanten Übersicht zu diesem Thema, fasst Prof. Hamelmann, die Datenlage zusammen und skizziert zukünftige Anwendungsmöglichkeiten.