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Dr. med. Kirsten Stollhoff, Hamburg

Kinder mit neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Autismus-Spektrum-Störung leiden häufig unter chronischen Schlafstörungen. In die prospektive randomisierte Doppelblindstudie wurden 125 Kinder mit der Diagnose Autismus aufgenommen, Komorbiditäten wie ADHS stellten keinen Ausschluss dar. Die Patienten hatten auf zuvor durchgeführte verhaltenstherapeutische Maßnahmen nicht angesprochen. Insgesamt 95 Kinder (74 % Jungen) im Alter von 2–17,5 Jahren beendeten die 13-wöchige Doppelblindphase der Studie, danach folgte eine offene Verlaufsstudie von 39 Wochen. Nach 52 Wochen nahmen noch 80 Kinder an der Studie teil, nur zwei Kinder brachen wegen Nebenwirkungen der Therapie die Studie ab. Die Dosierung lag je nach Bedarf zwischen 2 und 10 mg retardierten Melatonin-Tabletten.

In der Verum-Gruppe konnte in Woche 52 ein signifikanter Einfluss auf das Schlafprofil beobachtet werden: Die Einschlaflatenz verkürzte sich um durchschnittlich 48,6 Minuten, die Gesamt-Schlafdauer verlängerte sich um 62,1 Minuten und die Schlafunterbrechungen reduzierten sich um den Faktor 0,41. Bis zum Ende der Studie konnten noch Verbesserungen beobachtet werden. Auch in der Placebo-Gruppe verbesserten sich die Beschwerden: In Woche 39 verkürzte sich die Einschlaflatenz um 33,6 Minuten, die Schlafdauer war 25,6 Minuten länger und die Schlafunterbrechungen reduzierten sich um 0,38.

Die Autoren empfehlen eine Therapie mit retardiertem Melatonin, da neben einer verbesserten Schlafqualität auch eine Verbesserung der Schlafstörungen bei den Kindern und auch ihren Eltern feststellbar sei. Auch nach 52 Wochen Therapie ist ein unverändert positiver Einfluss auf die Schlafparameter zu beobachten. Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet, sehr selten traten Müdigkeit und Stimmungsschwankungen auf.

Kommentar

Das Studienergebnis bestätigt die Erfahrungen, die wir im pädiatrischen Alltag gewonnen haben: Bei sehr guter Verträglichkeit verbessert Melatonin langfristig und anhaltend die Schlafqualität. Nicht nur die Kinder profitieren davon und sind im Wachzustand ausgeglichener und aufnahmebereiter, sondern auch die Eltern. Die Autoren der Studie konnten belegen, dass sich auch der Schlaf der Eltern und deren Lebensqualität verbesserten. Mit der Untersuchung liegen nun auch erstmalig Sicherheitsdaten über einen Verlauf von 12 Monaten vor. Dies sollte all diejenigen beruhigen, die sich über Langzeitnebenwirkungen Gedanken machen.