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Prof. em. Dr. med. Dr. h.c. Dietrich Reinhardt, München

In einer spanischen Studie mit 239 Kindern und 270 Jugendlichen sollte untersucht werden, ob Adipositas und körperliche Unfitness kardiovaskuläre Risikofaktoren in diesem Alter darstellen. Die Geschlechterverteilung war annähernd gleichmäßig. Bei allen Probanden wurde der BMI ermittelt. Aus Körperumfang, systolischem Blutdruck sowie Triglyzerid-, HDL-Cholesterin- und Blutglukosewerten wurde ein Index für das kardiovaskuläre Risiko gebildet. Als Parameter für die körperliche Fitness dienten die Griffstärke der Hand sowie die aus dem Stand erreichte Sprungweite.

Die Auswertung ergab, dass eine geringere körperliche Fitness mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden war — außer bei weiblichen Jugendlichen. Diese Assoziation verschwand allerdings, wenn man den BMI berücksichtigte. Umgekehrt korrelierte ein hoher BMI auch nach Berücksichtigung der Fitness mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko, und zwar für Kinder und Jugendliche beider Geschlechter (p < 0,001).

Kommentar

Die Befunde zeigen, dass eine verminderte körperliche Fitness bei Kindern beiderlei Geschlechts und zusätzlich bei männlichen Jugendlichen mit einer Erhöhung kardiovaskulärer Risikofaktoren assoziiert ist — aber nur, wenn gleichzeitig auch der BMI erhöht ist. Dagegen hatten Teilnehmer mit niedrigem BMI eine bessere kardiovaskuläre Prognose — unabhängig von der Fitness. Der BMI ist sozusagen ein unabhängiger Mediator in der Beziehung zwischen körperlicher Fitness und kardiovaskulärem Risiko.

Warum die Unterschiede bei weiblichen Jugendlichen nicht beobachtet wurden, bleibt unklar. Teils könnte es an der Studienpopulation liegen, da die männlichen und weiblichen Jugendlichen sich hinsichtlich des durchschnittlichen Reifungsgrads unterschieden. Die Autoren verweisen aber auch auf eine andere Studie [Gracia-Marco L et al. Prog Cardiovasc Dis 2016;58:555–64], in der gezeigt wurde, dass ein niedriger Körperfettanteil bei männlichen, nicht aber bei weiblichen Jugendlichen einen kardioprotektiven Effekt haben könnte.