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Dr. med. Thomas Hoppen

Retrospektiv wurden acht Fälle einer fetalen Katarakt ausgewertet. Die Diagnose wurde in einem Gestationsalter von durchschnittlich 15 Wochen gestellt. In sechs Fällen bestanden zusätzlich Anomalien des zentralen Nervensystems oder der Nieren und ableitenden Harnwege. Zwei Feten hatten weitere intraokuläre Anomalien. Meist lag eine beidseitige Katarakt vor. Die TORCH-Serologie (Toxoplasmose, Other agents, Röteln, Zytomegalie, Herpes simplex) war in allen Fällen negativ. In sieben Fällen erfolgte ein Schwangerschaftsabbruch. Der einzig überlebende Fetus entwickelte intrauterin sekundär Katarakte aufgrund einer maternalen Steroidtherapie. Postnatal erfolgte bei diesem Kind die bilaterale Kataraktextraktion mit dem Ergebnis einer unauffälligen Sehfähigkeit im Alter von 2 Jahren. Insbesondere bei isolierter Katarakt sollte demnach eine detaillierte intrauterine ophthalmologische Untersuchung und entsprechende Beratung erfolgen.

Kommentar

Eine fetale Katarakt tritt bei Erkrankungen wie dem Walker-Warburg-, Zellweger-, Smith-Lemli-Opitz- und Rubinstein-Taybi-Syndrom auf. Röteln, Varizellen, Zytomegalie- und Herpesviren können infektiologische Ursachen sein. Chromosomenanomalien wie eine Trisomie 13, 18 oder 21 und Medikamente wie Kortikosteroide und Antipsychotika sind ebenfalls bekannte Ursachen. Inzwischen ermöglicht die fortschreitende Verbesserung sonografischer Möglichkeiten auch die frühe Erkennung von Augenanomalien. Diese bislang größte Zusammenstellung von Feten mit einer bereits früh antenatal detektierten Katarakt zeigt, dass oftmals weitere Organauffälligkeiten zu finden sind und dass in Einzelfällen auch ein Augenarzt in der Beratung gefordert sein kann.