figure 1

Dr. med. Hartmut Koch, Vechta

Das Team aus Finnland untersuchte in der prospektiven Doppelblindstudie 319 Patienten im Alter von 6-35 Monaten. Die Autoren hatten strenge klinische Kriterien für die Diagnose einer Otitis media zugrunde gelegt: Nachweis von Flüssigkeit im Mittelohr mittels pneumatischer Otoskopie, wenigstens ein Zeichen inflammatorischer Veränderung auf dem Trommelfell und klinische Zeichen mit Fieber und Schmerzen oder Atemwegssymptome. Die antibiotische Behandlung erfolgte mit Amoxicillin/Clavulansäure (49/5,7 mg/kg) in der Verumgruppe.

Behandlungsversagen wurde bei 31,7 % aller Kinder beobachtet. Ältere Kinder und solche mit wenigen Veränderungen im Tympanogramm waren häufiger betroffen. Kinder mit einer ausgeprägten Vorwölbung des Trommelfells sprachen am besten auf die Therapie an. Die „number needed to treat“ (NNT), das heißt die Zahl der Kinder, die antibiotisch behandelt werden müssen, damit eines einen Vorteil hat, lag bei 1,9.

Die Autoren schließen aus ihrer Untersuchung, dass ein schwerwiegender otoskopischer Befund ein gutes Ansprechen auf die Antibiose vorhersagt. Kinder mit einem wenig auffälligen Tympanogramm sind dagegen Kandidaten für ein abwartendes Verhalten.

figure 2

Werden gleich Antibiotika verschrieben?

© KatarzynaBialasiewicz / Getty Images / iStock

Kommentar

Diese aufwendige und sorgfältige Untersuchung zeigt genau das zu erwartende Ergebnis: Je schwerwiegender der otoskopische Befund bei Beginn der Behandlung, umso sicherer ist davon auszugehen, dass die Antibiose nutzt. Was wirklich überrascht, ist, dass trotz sehr stringenter klinischer Kriterien für die Diagnose der Otitis media erstaunlich viele Kinder noch ein wenig auffälliges Tympanogramm zeigen. In der pädiatrischen Praxis gehört die Untersuchung des Trommelfells nicht zu den üblichen Verfahren. Hier könnte eine Änderung sinnvoll sein, wenn man das Ziel erreichen will, Antibiotika einzusparen.