figure 1

Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

figure 2

Ausgebrannt? Mitarbeiter einer neonatologischen Intensivstation haben ein erhöhtes Burn-out-Risiko

© VRD / Fotolia

Knapp 2.000 Mitarbeiter verschiedener Berufsgruppen wurden mittels Maslach Burnout Inventory befragt. Zusätzlich wurde die Organisationsstruktur der jeweiligen Intensivstation (Neonatal Intensive Care Unit, NICU) analysiert. Die Prävalenz für ein Burn-out lag in dieser Kohorte bei 26,7 % (± 9,8 %). Besonders hohe Werte ergaben sich bei einer großen täglichen Patienten-Aufnahmezahl und einer hohen Stationsauslastung, außerdem wenn eine elektronische Patientenkarte etabliert war. Noch mehr als die Ärzte waren Pflegekräfte von Burn-out betroffen. Einen wesentlichen Einfluss hatten hier die Aufnahmezahl und späte Aufnahmen in der Schicht, hohe Pflegestundenzahl pro Patient und die Mortalitätsrate. Keine Assoziation bestand für die Kriterien Hochrisikopatienten, Lehrkrankenhaus und Präsenz des Neonatologen. Interventionen zur Reduktion von Burn-out sollten demnach vordringlich in NICUs mit ≥ 10 Aufnahmen pro Woche erfolgen.

Kommentar

Mitarbeiter einer neonatologischen Intensivstation sind einem hohen Burn-out-Risiko ausgesetzt, nicht nur wegen der hochfrequenten Änderungen von Technik und Behandlungsleitlinien, sondern auch durch die besondere emotionale Belastung durch die schwerkranken Patienten und ihre Angehörigen. Wenig verwunderlich ist demnach, dass einigen Publikationen zufolge bis zu 50 % aller Mitarbeiter die Kriterien für ein schweres Burn-out erfüllen. Diese Problematik muss ernst genommen werden, insbesondere von Seiten der Krankenhaus- und Abteilungsorganisation.

Neben „Wohlfühlprogrammen“ muss der Fokus auf dem immerwährenden persönlichen Ausdruck von Dankbarkeit, der Betonung positiver Ereignisse, einer strukturierten Ehrfurchts- und Respektkultur, zufälligen Freundlichkeitserfahrungen sowie persönlichen Geschenken zur Identifikationssteigerung, der Etablierung einer Team-Supervision und ganz besonders einer kommunikativen, möglichst allseitigen Stärkung und Wertschätzung liegen. Es gilt die Anfänge eines Burn-out im Einzelfall zu erkennen oder noch besser, sie präventiv zu verhindern. Bemerkenswerterweise waren rund 60 % der Befragten bereits über 10 Jahre und mehr als 30 % der Gesamtgruppe über 20 Jahre in ihrem Beruf tätig. Ergo: Es kann jeden von uns treffen — auch „alte Hasen“.