Die Frühsommer-Meningoenzephalitis und die Lyme-Borreliose werden mittlerweile selbstverständlich mit Zecken in Verbindung gebracht. In Deutschland können Zecken aber auch Überträger für zahlreiche weitere humanpathogene Erkrankungen wie Tularämie, Babesiose, Neoehrlichiose und das Krim-Kongo-Fieber sein.
Wichtigste durch Zecken übertragene Virusinfektion ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). 2016 wurden in Deutschland 351 Fälle gemeldet (SurvStat RKI). In Europa nimmt die Ausbreitung in Richtung Westen zu. Autochthone Fälle wurden aus Holland und dem Elsass berichtet. Ein Vater und sein Sohn aus dem Landkreis Reutlingen erkrankten in Folge des Verzehrs von Ziegenrohmilch. Bei Ausbrüchen in Kroatien, Österreich und Ungarn konnte belegt werden, dass Menschen durch den Konsum von Rohmilchprodukten frei gehaltener Nutztiere wie Ziegen, Schafe und Kühe, die während einer FSME-Infektion passager Viren in die Milch sezernieren, erkranken können.
Auch die durch Francisella tularensis übertragene Tularämie (Hasenpest) spielt eine wichtigere epidemiologische Rolle als bisher angenommen. Deswegen sollte bei unklarer Lymphadenopathie mit Fieber und Hautulzerationen nach einem Zeckenstich daran gedacht werden. Bei der Babesiose kann es zur Hämolyse und Multiorganversagen unter Immunsuppression oder bei Asplenie kommen. Bislang wurden 50 Fälle in Europa dokumentiert. Hauptreservoir für Neoehrlichia sind Wildtiere, bislang kam es zu zwei belegten Fällen in Deutschland. Weitere durch Zecken übertragbare Erreger sind: Anaplasma phagocytophilum, Borrelia miyamotoi (gehört zur Zecken-Rückfall-Fieber-Gruppe) und Rickettsia slovaca (Tick-borne lymphadenopathy, TIBOLA).
Das Krim-Kongo-Fieber verläuft meist als hämorrhagisches Fieber und wurde bisher in Deutschland ausschließlich aus Südost-Europa, der Türkei und Zentralasien importiert. Bei persistierenden Beschwerden durch Borrelien, dem sogenannten Borrelia-burgdorferi-sensu-lato-Komplex, ist die zweiwöchige Therapie einem verlängerten Therapieschema gegenüber hinsichtlich persistierender Symptome nachweislich gleichwertig [N Engl J Med 2016;374: 1209–20].
Kommentar
Bedingt durch globale klimatische Veränderungen wandelt sich auch die Öko-Epidemiologie zahlreicher Parasiten. Wir werden in Zukunft häufiger durch Zecken übertragene Zoonosen in Praxis und Klinik erleben, die mit uns weniger vertrauten klinischen Zeichen imponieren.
Literatur
Borde JP et al. Update on thick-borne diseases in Germany. Dtsch Med Wochenschr 2017;142: 805–10
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Hoppen, T. Durch Zecken übertragene Krankheiten nehmen zu. Pädiatrie 29, 14 (2017). https://doi.org/10.1007/s15014-017-1085-8
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