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Dr. med. Martin Claßen, Bremen

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Bei regelmäßigen Yoga-Stunden kann der Darm wieder ins Gleichgewicht kommen.

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Im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Untersuchung wurden von den Autoren aus den Niederlanden 69 Patienten zwischen 8 und 18 Jahren (mittleres Alter 12,1 Jahre, 78 % weiblich) rekrutiert. Die Verteilung der drei nach Rome III kategorisierten Störungen (Reizdarm, funktioneller Bauchschmerz und funktionelle Dyspepsie) war in beiden Gruppen übereinstimmend. Die Dauer der Beschwerden lag bei drei Viertel der Betroffenen über einem Jahr, bei mehr als 50 % über 2 Jahre.

Die Kinder wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt. Die erste erhielt eine alleinige Standard behandlung (Aufklärung, Ernährungsberatung, zusätzlich Ballaststoffe; bei Bedarf Mebeverin), die zweite Gruppe neben der Standardbehandlung wöchentlich Yoga-Stunden (Hatha-Yoga; 1,5 Stunden/Woche) über 10 Wochen. Direkt nach der Intervention, nach 6 Monaten und nach 12 Monaten wurde die Schmerzhäufigkeit und Intensität mittels Fragebögen (KIDSCREEN-27) erfasst.

In der Yoga-Gruppe verminderte sich sowohl die Schmerzintensität als auch die Schmerzhäufigkeit nach 12 Monaten signifikant. Zusätzlich war in der Interventionsgruppe auch die Zahl der Schulfehltage verringert. Die Ergebnisse direkt nach der Intervention und nach 6 Monaten erreichten noch nicht das Signifikanzniveau.

Kommentar

Bei Kindern mit rezidivierenden Abdominalbeschwerden liegt in der überwiegenden Zahl eine funktionelle Ursache zugrunde. Leider wird immer noch zu selten diese Diagnose positiv gestellt und auch noch immer zu viel — zum Teil invasive — Diagnostik vorgenommen, wenn wirkliche therapeutische Lösungen nicht angeboten werden können. Neben kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen und Hypnotherapie stellt Yoga eine weitere, effektive und flächendeckend verfügbare Therapieoption dar. Hier spielen Entspannung und veränderte Körperwahrnehmung die Hauptrolle. Informieren muss man vorab darüber, dass keine raschen Erfolge zu erwarten sind, sondern insbesondere bei langer Schmerzanamnese mehrere Monate bis zur Besserung vergehen können. Eine breitere Anwendung dieser Methoden — nach Verfügbarkeit und Präferenzen der Familien — würde ich mir wünschen.