Funktionelle Bauchschmerzen gehören zu den Top-Diagnosen in Kinderarztpraxen. Bei der häufigsten Unterform, dem Reizdarmsyndrom, helfen kognitiv-verhaltenstherapeutische Programme besser als medikamentöse Interventionen. Leider stehen solche Programme nicht flächendeckend zur Verfügung. Yoga wäre da eine Alternative.
Im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Untersuchung wurden von den Autoren aus den Niederlanden 69 Patienten zwischen 8 und 18 Jahren (mittleres Alter 12,1 Jahre, 78 % weiblich) rekrutiert. Die Verteilung der drei nach Rome III kategorisierten Störungen (Reizdarm, funktioneller Bauchschmerz und funktionelle Dyspepsie) war in beiden Gruppen übereinstimmend. Die Dauer der Beschwerden lag bei drei Viertel der Betroffenen über einem Jahr, bei mehr als 50 % über 2 Jahre.
Die Kinder wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt. Die erste erhielt eine alleinige Standard behandlung (Aufklärung, Ernährungsberatung, zusätzlich Ballaststoffe; bei Bedarf Mebeverin), die zweite Gruppe neben der Standardbehandlung wöchentlich Yoga-Stunden (Hatha-Yoga; 1,5 Stunden/Woche) über 10 Wochen. Direkt nach der Intervention, nach 6 Monaten und nach 12 Monaten wurde die Schmerzhäufigkeit und Intensität mittels Fragebögen (KIDSCREEN-27) erfasst.
In der Yoga-Gruppe verminderte sich sowohl die Schmerzintensität als auch die Schmerzhäufigkeit nach 12 Monaten signifikant. Zusätzlich war in der Interventionsgruppe auch die Zahl der Schulfehltage verringert. Die Ergebnisse direkt nach der Intervention und nach 6 Monaten erreichten noch nicht das Signifikanzniveau.
Kommentar
Bei Kindern mit rezidivierenden Abdominalbeschwerden liegt in der überwiegenden Zahl eine funktionelle Ursache zugrunde. Leider wird immer noch zu selten diese Diagnose positiv gestellt und auch noch immer zu viel — zum Teil invasive — Diagnostik vorgenommen, wenn wirkliche therapeutische Lösungen nicht angeboten werden können. Neben kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen und Hypnotherapie stellt Yoga eine weitere, effektive und flächendeckend verfügbare Therapieoption dar. Hier spielen Entspannung und veränderte Körperwahrnehmung die Hauptrolle. Informieren muss man vorab darüber, dass keine raschen Erfolge zu erwarten sind, sondern insbesondere bei langer Schmerzanamnese mehrere Monate bis zur Besserung vergehen können. Eine breitere Anwendung dieser Methoden — nach Verfügbarkeit und Präferenzen der Familien — würde ich mir wünschen.
Literatur
Korterink JJ et al. Yoga therapy for abdominal pain-related functional gastrointestinal disorders in children: A randomized controlled trial. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2016;63:481—7
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Claßen, M. Yoga wirkt bei Kindern mit funktionellen Abdominalbeschwerden. Pädiatrie 29, 17 (2017). https://doi.org/10.1007/s15014-017-1007-9
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