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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

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Flächiges Hämangiom im Oberlidbereich vor der Therapie mit Propranolol

© Prof. H. Cremer

Im Rahmen einer retrospektiven Multicenterstudie wurden knapp 1.000 Patienten mit Hämangiomen und nach Propranololtherapie (1,5–2,5 mg/kg KG und Tag) analysiert. Mit einem Durchschnittsalter von 17,1 Monaten kam es bei 25,3 % der Patienten zu einem Rebound. Ein erneutes Wachstum war signifikant häufiger zu verzeichnen, wenn die Kinder bei Therapieende < 9 Lebensmonate waren im Vergleich zu Kindern zwischen 12 und 15 Lebensmonaten. Mittels univariater Analyse wurden Mädchen, Befall von Kopf und Nacken, segmentale Muster und tiefer oder gemischter Hautbefall als Faktoren für ein erneutes Wachstum identifiziert. Nur tiefe Hämangiome und weibliches Geschlecht ließen sich multivariat noch mit Signifikanz für einen Rückfall belegen. 83 % aller Reboundfälle benötigten eine Therapiemodifikation, die in 62 % das Propranolol betraf. Insgesamt bedurfte es in 15 % aller Patienten einer Modifikation der systemischen Therapie.

Kommentar

Selten können Hämangiome durch Atemwegsobstruktion, kongestives Herzversagen und konsumptive Schilddrüsenunterfunktion lebensbedrohlich werden. Weitere typische Komplikationen sind Ulzeration, Blutung, funktionelle und anatomische Probleme. In diesen Fällen ist eine Therapie unumgänglich. Zahlreiche „gewöhnliche“ Hämangiome bilden sich jedoch erfreulicherweise spontan zurück.

In der vorliegenden Arbeit kamen die Autoren zu der Erkenntnis, dass es bevorzugt zum Rebound nach Propranolol kommt, wenn die Therapie früh unterbrochen beziehungsweise beendet wird; zusätzlich wurden signifikante prädiktive Indikatoren für ein erhöhtes Reboundrisiko identifiziert. Die maximale Dosis von oralem Propranolol korrelierte übrigens nicht mit dem Reboundrisiko. Begünstigt wurde ein Rebound jedoch von einem abrupten Therapieende. So bleibt derzeit die Definition einer optimalen Therapiedauer offen — die herausgearbeiteten Faktoren können aber helfen, typische Risikogruppen zu benennen und für diese entsprechend die Therapielänge anzupassen.

Bereits im Kommentar von Professor Anthony J. Mancini in derselben Ausgabe der Zeitschrift Pediatrics (2016;137:e20153739) werden offene Fragen formuliert: Existiert eine Dosis-Response-Beziehung zwischen oralem Propranolol und Rebound von infantilen Hämangiomen? Sollten differenzierte Empfehlungen zu Dosis und Länge einer Propranololtherapie je nach Reboundrisiko formuliert werden? Verlängert eine Propranololtherapie möglicherweise das Proliferationspotenzial infantiler Hämangiome?