Hämangiome sind die häufigsten Tumore bei Kindern. Inzwischen ist Propranolol nach der Erstbeschreibung 2008 für die Therapie proliferierender Hämangiome bei Kindern fest etabliert und zugelassen. In der aktuell erschienenen größten retrospektiven Kohortenstudie wurden Faktoren identifiziert, die einen mit bis zu 25 % auftretenden unerwünschten Rebound nach Therapieende begünstigen.
Im Rahmen einer retrospektiven Multicenterstudie wurden knapp 1.000 Patienten mit Hämangiomen und nach Propranololtherapie (1,5–2,5 mg/kg KG und Tag) analysiert. Mit einem Durchschnittsalter von 17,1 Monaten kam es bei 25,3 % der Patienten zu einem Rebound. Ein erneutes Wachstum war signifikant häufiger zu verzeichnen, wenn die Kinder bei Therapieende < 9 Lebensmonate waren im Vergleich zu Kindern zwischen 12 und 15 Lebensmonaten. Mittels univariater Analyse wurden Mädchen, Befall von Kopf und Nacken, segmentale Muster und tiefer oder gemischter Hautbefall als Faktoren für ein erneutes Wachstum identifiziert. Nur tiefe Hämangiome und weibliches Geschlecht ließen sich multivariat noch mit Signifikanz für einen Rückfall belegen. 83 % aller Reboundfälle benötigten eine Therapiemodifikation, die in 62 % das Propranolol betraf. Insgesamt bedurfte es in 15 % aller Patienten einer Modifikation der systemischen Therapie.
Kommentar
Selten können Hämangiome durch Atemwegsobstruktion, kongestives Herzversagen und konsumptive Schilddrüsenunterfunktion lebensbedrohlich werden. Weitere typische Komplikationen sind Ulzeration, Blutung, funktionelle und anatomische Probleme. In diesen Fällen ist eine Therapie unumgänglich. Zahlreiche „gewöhnliche“ Hämangiome bilden sich jedoch erfreulicherweise spontan zurück.
In der vorliegenden Arbeit kamen die Autoren zu der Erkenntnis, dass es bevorzugt zum Rebound nach Propranolol kommt, wenn die Therapie früh unterbrochen beziehungsweise beendet wird; zusätzlich wurden signifikante prädiktive Indikatoren für ein erhöhtes Reboundrisiko identifiziert. Die maximale Dosis von oralem Propranolol korrelierte übrigens nicht mit dem Reboundrisiko. Begünstigt wurde ein Rebound jedoch von einem abrupten Therapieende. So bleibt derzeit die Definition einer optimalen Therapiedauer offen — die herausgearbeiteten Faktoren können aber helfen, typische Risikogruppen zu benennen und für diese entsprechend die Therapielänge anzupassen.
Bereits im Kommentar von Professor Anthony J. Mancini in derselben Ausgabe der Zeitschrift Pediatrics (2016;137:e20153739) werden offene Fragen formuliert: Existiert eine Dosis-Response-Beziehung zwischen oralem Propranolol und Rebound von infantilen Hämangiomen? Sollten differenzierte Empfehlungen zu Dosis und Länge einer Propranololtherapie je nach Reboundrisiko formuliert werden? Verlängert eine Propranololtherapie möglicherweise das Proliferationspotenzial infantiler Hämangiome?
Literatur
Shah SD et al. Rebound growth of infantile hemangiomas after propranolol therapy. Pediatrics 2016;137:e20151754
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Hoppen, T. Reboundwachstum von Hämangiomen nach Propranolol — wer ist betroffen?. Pädiatrie 29, 16 (2017). https://doi.org/10.1007/s15014-017-1005-y
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s15014-017-1005-y