Überdiagnose: Diagnose einer Erkrankung bei einem asymptomatischen Patienten, ohne dass dieser daraus einen Nettonutzen zöge. Zu den Gründen zählen die Veränderung oder Ausweitung der Krankheitsdefinition, etwa veränderte Grenzwerte, aber auch Screeningprogramme. Beispiele sind nichtprogrediente Mammakarzinome, die im Zuge der mammografischen Früherkennung entdeckt werden, oder die Diagnose eines Bluthochdrucks nach niedriger definierten Schwellenwerten.
Übertherapie: nutzlose Behandlung, etwa infolge einer Über- oder auch nach einer Fehldiagnose. Kann auf Defensivmedizin zurückgehen oder auf die Tendenz, zu behandeln statt abzuwarten und zu beobachten. Ein Beispiel ist die Therapie viraler Infektionen mit Breitspektrumantibiotika.
Übergebrauch: Etablierung einer medizinischen Praxis in Gesundheitsdiensten oder -systemen, die für Patienten beziehungsweise auf Populationsebene keine Früchte trägt. Kann beispielsweise durch das Vorhandensein aufwendiger Ausrüstung begünstigt sein, deren Anschaffung durch ihren Gebrauch gerechtfertigt werden muss. Beispielhaft ist die MRT-Diagnostik unkomplizierter Kreuzschmerzen.
Übermedikalisierung: Uminterpretation von allgemein menschlichen in medizinische Probleme, die dann einer Behandlung bedürfen, ohne dass damit ein Nutzen verbunden wäre. Typisches Beispiel aus der Pädiatrie: die medikamentöse Behandlung Unruhe stiftender Kinder.
Quellen
Carter SM et al. The challenge with overdiagnosis begins with its definition. BMJ 2015; 350: h869
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Springer Medizin. Über-Medizin. Pädiatrie 29, 11 (2017). https://doi.org/10.1007/s15014-017-0999-5
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