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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Für die Studie wurden 2.300 Mütter, die vor der Geburt berufstätig waren, postpartal interviewt. Untersucht wurde die Wahrscheinlichkeit für grundsätzliches Stillen mit sechs Monaten und überwiegendes Stillen mit 16 Wochen nach der Geburt.

Mütter, die innerhalb von sechs Monaten postpartal zum Arbeitsplatz zurückkehrten und dort ≥ 20 Stunden pro Woche arbeiteten, stillten signifikant seltener als Mütter, die in dieser Zeit nicht arbeiteten. Interessanterweise fand sich bei einer wöchentlichen Arbeitsstundenzahl ≤ 19 Stunden kein signifikanter Einfluss. Einen zusätzlich signifikant positiven Einfluss auf ein Stillen im Alter von sechs Monaten hatten Faktoren wie höheres mütterliches Alter und Schulbildung, bessere mütterliche Gesundheitsverfassung und wirtschaftliche Unabhängigkeit.

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Das Stillen kann zu kurz kommen, wenn die Mutter wieder arbeiten geht und dort mehr als 19 Wochenstunden absolvieren muss.

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Die Ergebnismuster waren kongruent mit der zweiten Fragestellung nach überwiegendem Stillen mit 16 Wochen. Es wurde gefolgert, dass der Zeitpunkt der Rückkehr zu beruflicher Tätigkeit deutlich weniger bedeutend ist als der eigentliche Arbeitsumfang in Wochenstunden. Eine Wochenarbeit von ≤ 19 Stunden ist mit einer erhöhten Stillwahrscheinlichkeit assoziiert, unabhängig vom Zeitpunkt der Rückkehr zum Arbeitsplatz nach der Geburt.

Kommentar

Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind weltweit sehr unterschiedlich und von Land zu Land nur selten vergleichbar — dies betrifft und trifft nicht zuletzt junge Familien mit Kindern in „ärmeren“ Ländern. In Deutschland sind die Freistellung vom Arbeitsplatz, Elternzeit (auch für Väter) und Elterngeld ein gesetzlich zugesichertes Privileg, die zur Entwicklung einer engen und tragfähigen frühen Eltern-Kind-Bindung beitragen. Stillen gehört wesentlich dazu. Die Wiederaufnahme einer mütterlichen beruflichen Tätigkeit sollte in diesem Kontext sekundär sein.

Die Zahl der Elterngeldbezieher steigt in Deutschland kontinuierlich seit Einführung dieser Lohnersatzleistung 2007. Während 2008 rund 786.000 Mütter und Väter Elterngeld bezogen, waren es 2014 bereits 933.000. Die geschätzten Kosten liegen für 2016 bei 6 Milliarden Euro. Allerdings schöpfen Mütter und Väter zunehmend weniger den vollen Zeitrahmen des Elterngeldes aus. 2014 nahmen die Mütter im Durchschnitt 11,6 und die Väter nur 3,1 Monate, 2008 waren es bei Männern noch 3,7 und bei Frauen 11,7 Monate.

Auf Grundlage der Ergebnisse dieser australischen Befragung sollte allein schon im Interesse des Stillens zumindest der Stundenumfang einer frühen mütterlichen beruflichen Tätigkeit postpartal deutlich reduziert sein. Die staatlichen Vorgaben für die Umsetzung dieser Erkenntnis sind in Deutschland Dank Elterngeld ausgezeichnet.