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Prof. Dr. med. Thomas Lehrnbecher, Frankfurt am Main

Um zu analysieren, wie die langfristige Prognose von Kindern mit Krebserkrankungen ist, wurden über 34.000 Patienten nachverfolgt, bei denen zwischen 1970 und 1999 im Alter von weniger als 21 Jahren eine Krebserkrankung diagnostiziert worden war. Ein weiteres Einschlusskriterium der Studie war, dass die Patienten die Krebserkrankung mindestens 5 Jahre überlebt hatten. Die mediane Nachbeobachtungszeit lag bei 21 Jahren (Spannbreite 5 bis 38 Jahre). 33 % der Patienten waren zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung zwischen 30 und 39 Jahre alt, 15 % der Patienten bereits mindestens 40 Jahre. Insgesamt 57 % der Patienten hatte eine Bestrahlung erhalten: Während in den 1970er-Jahren noch 77 % der Patienten bestrahlt worden waren, war dies in den 1990er-Jahren nur noch bei 41 % der Fall.

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Die Langzeitprognose von Kindern mit Krebsbehandlungen hat sich seit den 1970er-Jahren signifikant verbessert.

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Von allen untersuchten Patienten starben 3.958 während der analysierten Zeit. 2.002 Todesfälle wurden durch einen Progress beziehungsweise durch ein Rezidiv der zugrunde liegenden Neoplasie verursacht, 1.618 durch andere gesundheitsbedingte Ursachen, wie zum Beispiel Zweittumore (746 Todesfälle), kardiale (241 Todesfälle) oder pulmonale Ursachen (137 Todesfälle). Erfreulicherweise konnte über die Jahre eine Reduktion der 15-Jahres-Mortalität (jegliche Todesursachen) beobachtet werden: diese lag in den 1970er-Jahren bei 10,7 %, in den 1990er-Jahren jedoch nur noch bei 5,8 % (p < 0,001).

Wahrscheinlich sind laut der Autoren mehrere Faktoren für die Reduktion der Mortalität verantwortlich. Zum einen verminderte sich die kumulative Mortalität aufgrund eines Rezidivs oder eines Progress der Erkrankung (1970er-Jahre: 7,1 % versus 1990er-Jahre: 3,4 %). Zum anderen fand sich aber auch eine signifikante Abnahme von Zweittumoren (p < 0,001), Herz- (p < 0,001) und Lungenproblemen (p = 0,04). Dies sei auf eine Reduktion der kranialen Bestrahlung bei akuter lymphatischer Leukämie (85 % der Patienten in den 1970er-Jahren versus 19% in den 1990er-Jahren), auf eine Reduktion der Strahlentherapie bei Wilmstumoren und Morbus Hodgkin sowie auf eine Reduktion der Anthrazyklinexposition zurückzuführen. Die Autoren schlussfolgern, dass sich die Langzeitprognose von Kindern mit Krebsbehandlung verbessert hat. Eine große Rolle dabei spielt die Reduktion von Behandlungsmodalitäten mit hohem Risiko für Spätkomplikationen.

Kommentar

Die Ergebnisse dieser großen Studie zeigen eindrücklich, dass sich die langfristige Prognose von Krebserkrankungen im Kindesalter verbessert hat. Obwohl durch intensive Therapieregimes die Rate der Remissionen verbessert wurde, konnte gleichzeitig durch eine Reduktion von Behandlungselementen wie der Bestrahlung oder der kumulativen Dosis von Anthrazyklinen die Mortalität durch Spätfolgen reduziert werden. Möglicherweise kann die Weiterentwicklung von zielgerichteten Therapien das Problem der Spätfolgen weiter verringern, wobei Ergebnisse jedoch erst in Jahrzehnten zu erwarten sind.