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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Die aktualisierten Leitlinien zur kardiopulmonalen Wiederbelebung (CPR) liegen nun schon ein Jahr vor. Notfallausbildung, Wiederholungstrainings und Nachbesprechungen von simulierten und echten Reanimationen führen zur Qualitätsverbesserung — das ist anerkannt und belegt. Erstmals steht aber auch in den Leitlinien, dass schon Kinder und Jugendliche als Laienhelfer gewonnen werden sollen. Die Kultusministerkonferenz und die WHO haben dem zugestimmt und unterstützen die Kampagne „Kids save lives“. Deshalb soll es ab der 7. Klasse zwei Stunden Unterricht in Wiederbelebung pro Jahr geben. Das ERC hat deshalb zehn Prinzipien formuliert (vgl. Kasten). Dazu gehört auch der Umgang mit dem automatisierten elektrischen Defibrillator (AED).

In wessen Praxis hängt denn so ein Gerät? Welcher Kliniker weiß denn, wo sich der nächste AED auf Normalstation oder in der Patientenverwaltung befindet? Mit diesem Fragen hat sich eine aktuelle Studie von White et al. von der Universität in Michigan beschäftigt. Darin wurde die Verbreitung von AED und der Kenntnisstand an US-amerikanischen Schulen untersucht. Es stellte sich heraus, dass große Einrichtungen mit mehr als 1.500 Schülern apparativ schlechter bestückt waren und über prozentual weniger Ersthelfer verfügten als kleinere Schulen.

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Über die richtige Anwendung eines Defibrillators sollten auch schon Kinder und Jugendliche Bescheid wissen.

© Cristianeo Pugno / Fotolia

Kommentar

Der plötzliche Herztod ist für fast 10 % aller Todesfälle zwischen 5–19 Jahren und für 75 % aller plötzlichen Todesfälle unter jungen Athleten verantwortlich. Die Inzidenz des außerklinischen Herzstillstands im Alter zwischen 14–24 Jahren liegt bei circa 1,5 pro 100.000. Unser Auftrag ist klar: Schüler höherer Jahrgänge sollten als Multiplikatoren an Schulen ausgebildet werden, quasi als fruchtbare Hilfe zur Selbsthilfe. Mittelfristig würde hiervon zweifellos die gesamte Gesellschaft profitieren. Bleibt die leidige Frage: Wo halten sich nur die erforderlichen Instruktoren für die erwartungsvollen Jungtrainer versteckt? Ein struktureller Missstand, denn die potenzielle Nachfrage übersteigt das vorhandene Angebot um ein Vielfaches. Im internationalen Vergleich läuft Deutschland mal wieder hinterher. Wir müssen mit Unbehagen erkennen: Es besteht unmittelbarer Handlungsbedarf für die Gesundheit unserer Kinder und natürlich auch für unser eigenes Leben.