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Dr. med. Ulrich Mutschler, Hamburg>

Für die Untersuchung wurden 115 gesunde, reife Neugeborene randomisiert und kontrolliert drei verschiedenen Gruppen zugeteilt: entweder einer Pflege mit Olivenöl, einer Pflege mit Sonnenblumenöl oder einer Kontrollgruppe ohne eine Anwendung. Die Anwendung der Öle geschah zweimal täglich für 4 Wochen. Die Begutachtungen erfolgten verblindet.

Die Forscher konnten erstmals auch das spektroskopische Profil von Lipidlamellen, außerdem den transepidermalen Wasserverlust (TEWL), die Hydratisierung des Stratum corneum und den pH-Wert messen. Sie registrierten die klinischen Symptome jeweils einmal zu Beginn der Studie kurz nach der Geburt und dann vier Wochen später. Die Rekrutierung stellte eine gewisse Herausforderung dar (die Rate betrug nur 11,1%), die Einhaltung des vorgeschriebenen Protokolls war dann aber angemessen (Streuung 79–100 %).

Die beiden Gruppen mit der Anwendung von topischen Ölen wiesen zwar eine Verbesserung des Lipid- und Feuchtigkeitsgehaltes der Hornhaut auf, demgegenüber aber eine weniger deutliche Verbesserung der spektroskopischen Lipidlamellenstruktur im Vergleich zur Kontrollgruppe, sodass angenommen werden kann, dass diese physiologischen Strukturen durch die Aufbringung von Lipiden von außen sogar eher negativ beeinflusst werden. Beim TEWL, beim pH-Wert und beim Erythem-/Haut-Score bezüglich eines Ekzems ergaben sich dagegen im Weiteren keine signifikanten Unterschiede.

Die Forscher stellen abschließend fest, dass die Studie insgesamt nicht eindeutig genug im Hinblick auf eine klinische Signifikanz sei. Aber sie sprechen doch die Empfehlung aus, bei der Anwendung von natürlichen Ölen für die Hautpflege von Neugeborenen Vorsicht walten zu lassen, bevor nicht größere Studien mit eindeutigen Ergebnissen durchgeführt worden sind.

Kommentar

Es herrscht allgemein der Glaube vor, dass alles, was „natürlich“ ist, auch gut und sicher zu sein scheint. Traditionell werden natürliche Öle bei der Hautpflege von Babys verwendet. Bisher ist jedoch nicht eindeutig nachgewiesen, ob dies die Entwicklung einer gut funktionierenden epidermalen Barriere negativ oder positiv beeinflusst. So konnte zum Beispiel bei Erwachsenen festgestellt werden, dass Olivenöl im Gegensatz zu Sonnenblumenöl die Hautbarriere eher stört. Sonnenblumenöl weist darüber hinaus antibakterielle Wirksubstanzen auf [Pediatr Dermatol 2013;30:42–50]. Wie die Autoren der vorliegenden Pilotstudie abschließend bemerken, sollten gerade auch bei sehr jungen Kindern nur nachgewiesenermaßen unschädliche und wirksame Produkte offiziell empfohlen werden, was auch für traditionell angewandte Pflegemittel gelten müsse.