Obwohl Methylphenidat eine breite Anwendung bei Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) findet, sind seine Effekte auf das Gehirn noch nicht komplett bekannt. Untersuchungen mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) könnten darüber Aufschlüsse geben.
Wissenschaftler überprüften die Veränderungen der gestörten zerebralen Netzwerke bei Kindern mit ADHS unter Langzeittherapie mit Methylphenidat (MPH). An der Studie nahmen 23 rechtshändige Jungen im Alter von 8–10 Jahren teil, die die Diagnose ADHS erhalten hatten. Die Autoren untersuchten die Jungen vor Beginn einer Therapie mit MPH sowie 1, 3 und 6 Monate nach Beginn der Behandlung mithilfe von fMRT.
Unter der Therapie kam es zu einer signifikanten Zunahme der Vernetzungen von Cortex cingulum posterior, Cortex parietalis inferior und Cortex prefrontalis medialis zum linksseitigen Putamen. Klinisch war eine deutliche Verbesserung der ADHS-Symptomatik zu beobachten. Die Veränderungen im fMRT korrelierten positiv mit der klinischen Verbesserung. Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass die medikamentöse Therapie mit MPH zu einer Verbesserung der klinischen Symptomatik und als neurobiologisches Äquivalent zu einer Zunahme der Vernetzung mit dem linksseitigen Putamen führt. Dieser Effekt war auch noch 6 Monate nach Therapiebeginn zu beobachten.
Kommentar
Unter einer MPH-Therapie kommt es offensichtlich zu einer Verbesserung der Verbindungen einzelner Kerngebiete. Dies bestätigen die Ergebnisse von Battle et al. mithilfe der fMRT. Die Verbesserungen korrelieren mit der klinischen Symptomatik, sodass eine Kausalität anzunehmen ist. Erstmals konnte ein Langzeiteffekt bestätigt werden sowohl in der klinischen Wirkung als auch in den funktionellen zerebralen Veränderungen. Eine Stärke der Studie ist auch, dass eine Homogenisierung der Teilnehmer hinsichtlich des Alters, Händigkeit und Geschlecht stattgefunden hat.
Das Putamen gehört zu den Stammganglien und ist für die motorische Kontrolle, Automatisierung und Koordination wichtig. Möglicherweise besteht eine Verbindung zu der Rechtshändigkeit der Studienteilnehmer und zu den Veränderungen des linksseitigen Putamens, das ja die rechtsseitige Körperhälfte kontrolliert. Hier wäre eine Studie auch mit linkshändigen Patienten hilfreich. Auch die Subgruppe der rein unaufmerksamen Patienten böte sich zur Untersuchung an mit der Fragestellung, ob andere funktionelle Veränderungen zu beobachten sind.
Nachteile der Studie sind die kleine Fallzahl und das Fehlen einer Kontrollgruppe. Da wiederholt über Sinn und Unsinn einer Unterbrechung der medikamentösen Therapie in den Sommerferien diskutiert wird, wäre es interessant zu sehen, ob diese zu einer Abnahme der bereits aufgebauten Verbindungen führt.
Literatur
Battel L et al. Intrinsic brain connectivity following long-term treatment with methylphenidate in children with attention-deficit/hyperactivity disorder. J Child Adolesc Psychopharmacol 2016 Mar 30
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Stollhoff, K. Verbesserte Verbindungen unter Methylphenidat. Pädiatrie 28, 17 (2016). https://doi.org/10.1007/s15014-016-0747-2
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