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Dr. med. Thomas Hoppen, Koblenz

Die Daten von 251 Jungen unter 6 Jahren mit schwerer Hämophilie A, das heißt mit einer Faktor-VIII-Aktivität < 1 IU/dl und ohne Nachweis von Faktor-VIII-Alloantikörpern, wurden analysiert. Keines dieser Kinder hatte bislang Faktor-VIII-Präparate und maximal 5-mal ein Blutprodukt bekommen. Die eine Gruppe (125 Teilnehmer) erhielt nun aus menschlichem Blutplasma gewonnenen Faktor VIII, der auch Von-Willebrand-Faktor enthielt. Knapp 27 % entwickelten Alloantikörper; 20 Jungen davon sogar hohe Antikörpertiter von ≥ 5 Bethesda-Einheiten. Die andere Gruppe (126 Teilnehmer) wurde mit rekombinanten Faktor-VIII-Präparaten versorgt. Hier kam es bei knapp 45 % zur Entwicklung von Alloantikörpern; bei 30 Kindern fanden sich hohe Titer. Rechnerisch ergab sich eine um relativ 87 % höhere Inzidenz von Alloantikörpern nach Substitution mit dem rekombinantem Präparat. Auch die ermittelte Hazard Rate bezüglich der Häufigkeit hochtitriger Alloantikörper sprach gegen den rekombinanten Faktor VIII. Die Berücksichtigung von Alter, Familienanamnese, Herkunftsland, Menge der erhaltenen Blutprodukte oder Produktklasse der rekombinanten Präparate führten zu keiner Ergebnisveränderung.

Kommentar

Dieser, unter italienischer (mailändischer) Federführung stehender, sehr aufwendigen Studie zufolge, führen native humane Plasmafaktor-VIII-Produkte zu einer geringeren Immunreaktion als in Tierzellen angezüchtete rekombinante DNA-Produkte. In dieser Erkenntnis steckt Potenzial für ein besseres Verständnis der Alloantikörper-Entstehung gegen verschiedene Faktor-VIII-Präparate. Offensichtlich sind Genmutationen oder verbliebene Mengen an Faktor VIII im Plasma derzeit nicht beeinflussbare Risiken für die gefürchtete Antikörperentwicklung gegen Faktor VIII.