Wir Ärzte sind in der Regel sehr pflichtbewusst, belastbar und motiviert durch ein hohes Berufsethos. Die meisten von uns finden große Befriedigung in der Versorgung der Patienten. Zugleich trainiert uns jedoch die medizinische Sozialisation dazu, dieses Ideal im Sinne einer Selbstausbeutung immer und überall an die erste Stelle zu setzen.

Vielen Kollegen tut dies auf die Dauer eines langen Berufslebens eindeutig nicht gut. Es kommt zu Übermüdung, Selbstentfremdung, Zynismus, Suchtgefährdung, Sinnverlust, auch innerpartnerschaftliche Entfremdung („Du bist nie da, wenn ich Dich brauche.“) und stressbedingten Krankheiten. In meiner Praxis behandle ich viele Kollegen mit diesen Störungen und frage mich des Öfteren, ob wir Ärzte denn nicht auch ein Recht auf Erhalt und Pflege unserer Gesundheit haben. Müssen wir uns in der Praxis kaputt machen?

Hier sehe ich die Chance einer Auszeit. Auf lange Sicht nützt den Patienten ein gesunder, zufriedener Arzt mehr als ein überarbeiteter, dauergestresster. Es ist sinnvoll, auch über die Art unserer Tätigkeit zu reflektieren. Warum sind wir seinerzeit in die Medizin gegangen, wie könnten wir authentischer in unserem Tun sein? Die Berichte von Kollegen nach einer Auszeit zeigen größere Ausgewogenheit, mehr Abstand, deutlich mehr Entschlossenheit nach Wegen zu besserer Work-Life-Balance zu suchen.

Dass letztlich auch die Patienten von einem Sabbatical ihres Arztes profitieren, erklärte eine US-amerikanische Fachärztin so: „Und was passiert mit meinen Patienten, die ich im Stich gelassen habe? Nun, alles Gute kommt irgendwann zurück; auf Dauer werden sie besser behandelt, wenn wir wieder lieben können, was wir tun.“