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Dr. med. Kirsten Stollhoff, Hamburg

Ein Team aus Taiwan führte eine retrospektive Kohortenstudie durch. Dabei wurden 3.640 Kinder (2.874 Jungen, 766 Mädchen) mit der Diagnose ADHS gemäß den DSM-IV-Kriterien hinsichtlich der Häufigkeit von Knochenbrüchen mit 14.560 Kindern ohne ADHS verglichen. 73 % der Kinder mit ADHS wurden mit Methylphenidat (MPH) behandelt.

Die Häufigkeit der Knochenbrüche war signifikant höher bei den Kindern mit ADHS (Hazard Ratio 1,32). Mädchen mit ADHS hatten ein um 50 % höheres Risiko für Knochenbrüche, bei den Jungen waren es 30 % im Vergleich zu Kindern ohne ADHS. Wurden die Kinder mit ADHS jedoch mit Methylphenidat behandelt, so war das Risiko im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht mehr erhöht. ADHS-Kinder ohne Behandlung hingegen hatten eine deutlich höhere Inzidenz für Knochenbrüche (Hazard Ratio: 1,64).

Kommentar:

Die erhöhte Unfallgefährdung bei Kindern mit ADHS ist jedem, der diese Kinder betreut, bekannt. Bisher waren die Fallzahlen der veröffentlichten Studien jedoch gering. Neu ist die Information, dass Mädchen mit ADHS gefährdeter sind als Jungen — jeweils verglichen mit dem gleichen Geschlecht ohne ADHS. Die erhöhte Unfallgefährdung beruht also nicht nur auf erhöhter Impulsivität, sondern auch auf vermehrtem „Träumen“. Neu in der Literatur ist auch die Erkenntnis, dass eine wirksame Therapie die erhöhte Unfallgefährdung auf ein Normrisiko reduzieren kann. Dieses Wissen besteht bei den behandelnden Ärzten und auch deren Eltern schon lange und ist einer der Motivationsfaktoren, schnellstmöglich die ADHS effektiv zu behandeln.