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Dr. med. Martin Claßen Bremen

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Vielen Kindern kann die „Karriere“ einer chronischen Obstipation erspart bleiben.

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In der Erwachsenenmedizin sind in den letzten Jahren neue Substanzen in die Therapie der Obstipation eingefuhrt worden. Eine dieser Substanzen ist Lubiproston. Dieses wurde nun in einer prospektiven, offenen Studie uber vier Wochen in verschiedenen Dosierungen bei 124 Kindern zwischen drei und 17 Jahren mit der Diagnose einer funktionellen Obstipation (nach Rom-III-Kriterien) geprüft. Die Dosierung lag bei 0,6.0,8 μg/kg in 1.2 Dosen (12 μg/Tag bis zu 2 x 24 μg/Tag). Bei 109/127 Patienten (86 %) wurde das Studienprotokoll abgeschlossen.

Eine statistisch signifikante Besserung der Kardinalsymptome der Obstipation (Stuhlfrequenz von 1,5 auf 3,1/Woche, schwierige und schmerzhafte Defäkation, Konsistenz) konnte nachgewiesen werden. Nicht vermindert waren Bauchschmerz und Blähungen sowie die Häufigkeit einer assoziierten Stuhlinkontinenz. Hauptnebenwirkung war wie bei Erwachsenen Übelkeit (18,5 %). Daneben wurde über Erbrechen (12,1 %), Durchfall (8,1 %), Bauchschmerz (7,3 %) und Kopfschmerz (5,6 %) berichtet.

Kommentar: Bei Lubiproston handelt es sich um einen Aktivator des Chloridkanals Typ 2 (CIC-2), der vor allem im Darm eine Rolle für den Wasserhaushalt spielt. Die Anwendung führt zu mehr Flüssigkeit im Kolon und dadurch zu weicherer Stuhlkonsistenz. Bei Erwachsenen ist seine Wirksamkeit bei chronischer Obstipation und bei obstipationsdominiertem Reizdarmsyndrom auch bis zu einem Jahr nachgewiesen.

Die vorliegende Studie zeigt, dass eine größere, doppelblinde und placebokontrollierte Studie mit dieser Substanz auch bei Kindern sinnvoll ist. Angesichts der Notwendigkeit einer oft über viele Monate dauernden Behandlung muss aber auch die Langzeitverträglichkeit und -wirkung nachgewiesen werden. Bei der guten Wirkung und Verträglichkeit in dieser Altersgruppe und dem niedrigen Preis von Macrogol wird Lubiproston aber eher für besondere Fälle infrage kommen. Insofern sollten Studien nicht nur die Primärtherapie im Vergleich zu Macrogol, sondern auch Therapieversager von osmotischen Laxantien ins Auge fassen.

Dass man vielen Kindern die „Karriere“ einer chronischen Obstipation ersparen kann, wenn man bei Kleinkindern mit akutem Stuhlverhalt rasch und effektiv mit oralen (nicht rektal applizierten!) Laxantien interveniert, sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betont. Auch darf die Rolle der Beratung und Schulung von Eltern und Kindern bei Verordnungen von Medikamenten nicht aus dem Auge verloren werden.