Forscher aus Heidelberg haben untersucht, wie sich die Prävalenz depressiver Symptome bei Patientinnen mit Mammakarzinomen in Relation zur weiblichen Allgemeinbevölkerung verhält.

Um mehr über das Depressionsrisiko bei Langzeitüberlebenden eines Mammakarzinoms herauszufinden, hat ein deutsches Forscherteam betroffenen Frauen im Alter zwischen 30 und 89 Jahren einen entsprechenden Fragebogen (Geriatric Depression Scale-15) vorgelegt. Die Ergebnisse wurden, aufgetrennt nach Altersgruppen, mit einer repräsentativen Kohorte von Frauen ohne Brustkrebs verglichen.

Bei den Brustkrebspatientinnen handelte es sich um Teilnehmerinnen der deutschen CAESAR+-Studie, die nach der Diagnose eines Mammakarzinoms im Stadium I, II oder III mindestens fünf Jahre überlebt hatten. Insgesamt wurden 3.010 Krebspatientinnen aus sechs Registern und 1.005 erwachsene weibliche Kontrollpersonen einander gegenübergestellt.

Mit einer Prävalenz von 30,4 % gegenüber 23,8 % waren Depressionen (leichte und schwere zusammengenommen) bei den Brustkrebspatientinnen deutlich häufiger. Eine schwere Depression kam jedoch in beiden Gruppen eher selten vor (4,7 % gegenüber 3,8 %).

Brustkrebsüberlebende aller Altersgruppen hatten durchweg signifikant höhere Depressionsraten als die Kontrollgruppen, allerdings mit einer Ausnahme: die Gruppe der über 80-Jährigen. Hier gab es insgesamt keinen nennenswerten Unterschied in Bezug auf (leichte oder schwere) Depressionen.

Besonders gefährdet, an einer Depression zu erkranken, waren von den Brustkrebspatientinnen die Altersgruppe unter 60, stark Übergewichtige (BMI ≥ 30) sowie Patientinnen mit Metastasen, einem Brustkrebsrezidiv oder auch einer neu aufgetretenen zweiten Krebserkrankung.

Das Zusammenleben mit einem Partner schien in dieser Studie zwar die Kontrollgruppe, nicht aber die Brustkrebspatientinnen vor Depressionen zu schützen. Umso relevanter war dagegen die finanzielle Lage: So waren sowohl leichte als auch schwere Depressionen bei Krebspatientinnen signifikant häufiger, wenn monatlich weniger als 1.500 € aufs Konto flossen. Eine angestellte Tätigkeit und ein höherer Bildungsgrad wiederum ließen das Depressionsrisiko, wie auch in früheren Studien, deutlich sinken.

Fazit: Jede dritte Brustkrebspatientin in Deutschland zeigt langfristig nach der Diagnose Anzeichen einer Depression. Das Forscherteam fordert, bei Frauen, die nach der Brustkrebsdiagnose fünf oder mehr Jahre überlebt haben, stärker auf die psychische Gesundheit zu achten.

Doege D et al. Age-specific prevalence and determinants of depression in long-term breast cancer survivors compared to female population controls. Cancer Med 2020;9:8713-21