Die Primärtherapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms beruht mit Operation, Chemotherapie und Erhaltungstherapie auf drei Säulen, konstatierte Prof. Andreas du Bois, Essen. Erstes Wirkprinzip in der Erhaltungstherapie war die Angiogenesehemmung mit Bevacizumab. Mit der Studie SOLO-1 wurde vor zwei Jahren die PARP-Inhibition mit Olaparib (Lynparza®) als weitere Erhaltungsoption etabliert: Laut 5-Jahres-Update der Studie profitierten Patientinnen mit neu diagnostiziertem Eierstockkrebs (FIGO III/IV) und BRCA-Mutation von der Olaparib-Erhaltungstherapie mit einer enormen Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) gegenüber Placebo (56 vs. 13,8 Monate; HR 0,33).

In der Studie PAOLA-1 wurde jetzt mit Bevacizumab/Olaparib die Kombination beider Modalitäten erfolgreich geprüft [Ray-Cocquard I et al.; N Engl J Med 2019; 381:2416-28]. Die Phase-III-Studie beinhaltete 806 Frauen mit neu diagnostiziertem Ovarialkarzinom der FIGO-Stadien III/IV, die nach der Operation eine platin- und taxanhaltige Chemotherapie und drei oder mehr Zyklen Bevacizumab erhalten und darauf angesprochen hatten. Sie wurden im Verhältnis 2 : 1 randomisiert einer Erhaltungstherapie mit Olaparib über zwei Jahre plus Bevacizumab oder dem Kontrollarm nur mit Bevacizumab zugeteilt.

Im Intent-to-treat-Kollektiv wurde das PFS von 16,6 Monaten im Bevacizumab-Arm auf 22,1 Monate mit der Kombination verlängert (HR 0,59; p < 0,0001). Mit einer Verdopplung des PFS profitierten Patientinnen mit positivem HRD-Status einschließlich BRCA-Mutation im Tumor besonders stark von der kombinierten Erhaltungstherapie (37,2 vs. 17,7 Monate; HR 0,33). Diese Subgruppe umfasst laut du Bois rund 50 % aller Betroffenen mit einem High-grade-Ovarialkarzinom. Bei HRD-positiven Patientinnen ohne BRCA-Mutation belief sich der PFS-Vorteil auf fast zwölf Monate (28,1 vs. 16,6 Monate; HR 0,43). Im Kollektiv mit negativem oder unbekanntem HRD-Status wurde durch die Kombination dagegen keine PFS-Verlängerung erreicht (16,9 vs. 16,0 Monate; HR 0,92).

Auf Basis der vorliegenden Daten ist die BRCA-Testung bei allen Frauen mit Eierstockkrebs Standard, betonte du Bois. Er bezeichnete die Erhaltungstherapie in der Primärbehandlung heute als "State of the Art". Dabei sollte die Indikation für Bevacizumab individuell geprüft werden.

Virtuelle Pressekonferenz "Vertrautes neu entdeckt. Erweitertes Indikationsspektrum für Olaparib beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom und metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom", 30. November 2020; Veranstalter: AstraZeneca und MSD Sharp & Dohme