In der gynäkologischen Praxis sehen sich Ärzte vermehrt mit Trends konfrontiert, über die sie informiert sein und qualifiziert beraten müssen. Einer davon, der auch durch Social Media und Influencerinnen vorangetrieben wird, sind Menstruationstassen.

Steigende Kommerzialisierung

Wie Dr. Eva Neunhoeffer, Tübingen, berichtete, ist die Idee der Menstruationstasse bereits 150 Jahre alt. Doch erst heutzutage ermöglichen moderne Fertigungsmethoden und Materialien wie medizinisches Silikon ihren praktikablen Einsatz.

Inzwischen existieren auch in Deutschland Firmen, die Menstruationstassen, auch Tagefänger oder Periodenbecher genannt, herstellen und vertreiben. Anfangs nur übers Internet zu beziehen, bieten seit Längerem auch Apotheken und Drogeriemarktketten entsprechende Artikel an. Sie unterscheiden sich in Größe und Form, Farbe und Material. Das Volumen der kleinsten Tasse ist 15 ml, größere fassen bis zu 50 ml.

Die meisten ähneln einer umgedrehten Zipfelmütze, beschrieb Neunhoeffer das Aussehen. Im oberen Bereich der Menstruationstasse sind zumeist winzige Luftlöcher, die helfen, beim Entfernen der Tasse das Vakuum zu lösen. Da die Tasse einen relativ großen oberen Durchmesser hat, muss sie vor dem Einführen zusammengefaltet werden. Durch die Materialeigenschaften entfaltet sich die Tasse in der Scheide wieder in ihre ursprüngliche Form. Platziert wird sie eher im unteren bis mittleren Scheidengewölbe.

Anwendung erfordert zu Beginn Zeit und Übung

Wenn eine Patientin sich bei Neunhoeffer zu dem Thema und einer möglichen Verwendung erkundigt, zeigt sie sich offen. Sie weist die Frauen aber darauf hin, darüber nachzudenken, wie ein möglicher Tassenwechsel außerhalb des häuslichen Umfelds, beispielsweise auf einer Autobahnraststätte, unter hygienischen Bedingungen durchgeführt werden kann. Im Internet kursieren hierzu äußerst fragwürdige Empfehlungen, die für die Referentin nicht infrage kommen.

Die Auswahl der richtigen Tassengröße hängt in erster Linie von der Blutungsstärke ab. Aber auch Körperbau, Parität und Körpergefühl spielen eine Rolle. Viele Frauen müssen mehrere Tassen ausprobieren, bis sie die richtige Größe gefunden haben. Patientinnen sollten in der Beratung darauf hingewiesen werden, die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen einzuhalten und sich dem Thema mit ausreichend Zeit und Sorgfalt anzunähern, bis sie gut damit zurechtkommen.