Wenn prä- oder perimenopausale Patientinnen mit gynäkologischen Tumoren durch Chemo- oder Strahlentherapie akut in die Postmenopause gebracht werden, leiden sie oft unter Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Dyspareunie oder vaginaler Trockenheit. Prof. Tanja Fehm, Düsseldorf, schilderte die Möglichkeiten einer Hormonersatztherapie (HRT) für verschiedene Tumorentitäten.
Endometriumkarzinom
Das Endometriumkarzinom ist das häufigste Genitalkarzinom. 20 % der Patientinnen sind prämenopausal, 90 % hormonrezeptorpositiv. In einer Metaanalyse [Shim SH et al. Eur J Cancer. 2014; 50: 1628-37] wurde kein erhöhtes Rezidivrisiko unter einer HRT bei Patientinnen nach Endometriumkarzinom festgestellt (OR 0,53 [0,30–0,96]). Laut S3-Leitlinie HRT kann bei Patientinnen mit behandeltem Endometriumkarzinom eine HRT bei klimakterischen Beschwerden mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität und Versagen nicht hormonaler Alternativen erwogen werden.
Ovarialkarzinom
10 % der Patientinnen mit einem Ovarialkarzinom sind unter 40 Jahre. Fehm zitierte unter anderem eine Metaanalyse von 2015 [Li D et al. Gynecol Oncol. 2015; 139: 355-62], um zu erläutern, ob bei diesen Patientinnen eine HRT infrage kommen könnte. Das Fazit der Analyse: Unabhängig vom Tumorstadium und von der Art der HRT besteht kein erhöhtes Rezidivrisiko (RR 0,83 [0,58–1,83]). Somit kann hier eine HRT mit entsprechender Risikoaufklärung angeboten werden. Ausnahmen bilden der Granulosazelltumor, der selbst Östrogene produziert, sowie das endometriode Ovarialkarzinom.
Zervixkarzinom
Das Zervixkarzinom ist zumeist HPV-assoziiert. In 85 % der Fälle liegt ein Plattenepithelkarzinom und in 15 % ein Adenokarzinom vor. Die Datenlage ist jedoch dünn. Beim Plattenepithelkarzinom, was per definitionem nicht hormonabhängig ist, sei eine HRT möglich, gerade auch bei prämenopausalen Patientinnen, deren Lebensqualität durch eine Chemo- oder Radiotherapie eingeschränkt ist. Beim Adenokarzinom sollte man sich in der Risikoberatung analog zum Endometriumkarzinom verhalten, so Fehm.
Mammakarzinom
Die häufigste Krebserkrankung der Frauen ist zumeist rezeptorpositiv und betrifft rund 25 % der Patientinnen prämenopausal. Die Auswertung der Studien zu einer HRT nach einer Mammakarzinomerkrankung zeigt ein erhöhtes Rezidivrisiko. Entsprechend soll nach den Leitlinien eine HRT bei Frauen nach einem Mammakarzinom nicht angewendet werden (Empfehlungsgrad A). Im Einzelfall könne sie nach Versagen nicht hormonaler Therapien und bei erheblicher Einschränkung der Lebensqualität erwogen werden. Als medikamentöse Alternativen bei postmenopausalen Beschwerden nannte Fehm unter anderem Venlafaxin, das gerade in Kombination mit Tamoxifen eine gute Therapioption sei. Bei Schlafstörungen könne Melatonin zu einer Verbesserung führen.
Literatur
Präsentation: „Möglichkeiten der HRT bei gynäkologischen Tumoren“
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Schroeder, I. Hormonersatz bei gynäkologischen Tumoren. gynäkologie + geburtshilfe 24, 48 (2019). https://doi.org/10.1007/s15013-019-1693-1
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